Wie schnell bekomme ich einen Therapieplatz?

Veröffentlicht am: 01. Oktober 2025
Zuletzt ärztlich geprüft am: 08. Oktober 2025

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Porträt von Dr. med. Jens Westphal, Praktischer Arzt FMH und medizinischer Reviewer bei klaro-adhs.ch. Er begleitet Patientinnen und Patienten in der Schweiz bei der Abklärung und Behandlung von ADHS. Das Bild zeigt ihn vor einem klaro-Hintergrund als Teil des ärztlichen Teams für ADHS Schweiz.

Dr. med. Jens Westphal

ADHS-Spezialist und Praktischer Arzt (FMH)
Dr. med. Jens Westphal ist Praktischer Arzt (FMH) mit langjähriger Erfahrung in der hausärztlichen Versorgung und Psychiatrie. Er ist medizinischer Reviewer bei klaro-adhs.ch und prüft alle Inhalte rund um ADHS, Diagnostik und Therapie auf wissenschaftliche Genauigkeit und praktische Umsetzbarkeit in der Schweizer Grundversorgung.

Inhaltsverzeichnis

Die Suche nach einem freien Therapieplatz ist in der Schweiz oft mit Geduld verbunden. Zwar hat sich durch das neue Anordnungsmodell seit Juli 2022 einiges verbessert – Psychotherapeut:innen dürfen nun direkt über die obligatorische Krankenpflegeversicherung (OKP) abrechnen, wenn eine ärztliche Anordnung vorliegt. Dennoch bleibt die Realität herausfordernd: Der tatsächliche Zugang zu einem Therapieplatz ist stark von verschiedenen Faktoren abhängig (Rubo et al., 2020).

Wovon die Wartezeit konkret abhängt

Die Wartezeit auf eine erste Therapiesitzung variiert erheblich (Rubo et al., 2020). Die wichtigsten Einflussfaktoren sind:

  • Regionale Unterschiede: In städtischen Gebieten wie Zürich oder Basel gibt es mehr Therapeut:innen, allerdings auch eine deutlich höhere Nachfrage. In ländlichen Regionen ist das Angebot geringer, was häufig zu längeren Wartezeiten führt.
  • Art der Abrechnung: Wer über die OKP (also die Grundversicherung) abrechnen möchte, muss mit längeren Wartezeiten rechnen. Private Plätze für Selbstzahler:innen sind meist schneller verfügbar, kosten aber auch mehr.
  • Spezialisierungsgrad: Je spezifischer das Anliegen (z. B. ADHS-Diagnostik, Trauma-Therapie, Kinder- oder Jugendtherapie), desto schwieriger ist es oft, rasch einen passenden Therapieplatz zu finden.
  • Persönliche Flexibilität: Wer zeitlich flexibel ist (z. B. auch tagsüber oder online Termine wahrnehmen kann), hat bessere Chancen auf eine frühere Behandlung.

Warum das neue Anordnungsmodell allein nicht genügtEin junger Mann mit Maske spricht mit einer medizinischen Fachperson an der Rezeption. Die Szene erinnert an den ersten Schritt zur Abklärung von ADHS Schweiz – den Kontakt zu einer Fachstelle oder Psychotherapie.

Obwohl das Anordnungsmodell eine wichtige strukturelle Verbesserung darstellt, hat es nicht automatisch zu mehr verfügbaren Therapieplätzen geführt. Viele Therapeut:innen arbeiten bereits an ihrer Kapazitätsgrenze, vor allem, wenn sie die umfangreiche Administration für die OKP-Abrechnung zusätzlich selbst übernehmen müssen (Rubo et al., 2020). Hinzu kommt:

  • Der Fachkräftemangel bleibt bestehen, besonders in ländlichen Gebieten.
  • Neue Praxen entstehen zwar, aber oft mit kleinen Pensen oder langen Aufbauphasen.
  • Die Zahl der Menschen mit psychischem Unterstützungsbedarf ist in den letzten Jahren stark gestiegen, nicht zuletzt durch die zunehmende gesellschaftliche Enttabuisierung psychischer Probleme.

Fazit: Das System ist zugänglicher, aber überlastet

Auch wenn die Einführung der OKP-Abrechnung einen wichtigen Fortschritt darstellt, reicht sie allein nicht aus, um dem steigenden Bedarf gerecht zu werden. Der Zugang ist heute für mehr Menschen grundsätzlich möglich, doch die tatsächliche Versorgung hängt weiterhin stark vom individuellen Fall und den lokalen Gegebenheiten ab (Rubo et al., 2020).

Wer schneller Hilfe benötigt, sollte daher überlegen:

  • alternative Abrechnungsmodelle (z. B. Selbstzahler:in oder Zusatzversicherung) in Betracht zu ziehen,
  • sich überregionale oder digitale Angebote anzusehen,
  • oder parallel zur Therapiesuche auf niedrigschwellige Unterstützungsangebote zurückzugreifen (z. B. Beratungshotlines, Selbsthilfegruppen oder psychologische Online-Programme).

Durchschnittliche Wartezeiten

Ein stilvoll eingerichteter Wartebereich mit gemütlichen Sesseln und einer grossen Pflanze strahlt Ruhe aus. Eine angenehme Umgebung kann den Einstieg in die ADHS Schweiz Abklärung erleichtern und Ängste abbauen.Trotz struktureller Verbesserungen im Schweizer Gesundheitssystem, etwa durch das neue Anordnungsmodell – sind die Wartezeiten auf einen Psychotherapieplatz vielerorts weiterhin lang. Insbesondere bei Behandlungen, die über die Grundversicherung (OKP) abgerechnet werden, kommt es zu deutlichen Verzögerungen(Osman et al., 2024).

Aktuelle Erhebungen und Erfahrungsberichte zeigen folgendes Bild:

  • Weniger als 2 Wochen Wartezeit
    Nur etwa 10 bis 15 % der Psycholog:innen und Psychotherapeut:innen können so kurzfristig einen ersten Termin anbieten. Diese kurzfristigen Kapazitäten finden sich häufiger:

    • bei Therapeut:innen mit reiner Selbstzahler-Praxis (also ohne OKP-Abrechnung)
    • in Regionen mit überdurchschnittlicher Therapeutendichte (z. B. Zürich, Basel)
    • bei Online-Angeboten mit flexibleren Zeitfenstern
  • Zwischen 2 und 4 Wochen Wartezeit
    Rund 20 bis 25 % der Therapeut:innen bieten einen Ersttermin in diesem Zeitraum an. Dabei gilt:

    • Die Wahrscheinlichkeit für einen Platz in diesem Fenster ist höher, wenn man offen ist für digitale Sprechstunden oder auch abends Termine wahrnehmen kann.
    • Einige Therapeut:innen halten auch gezielt kurzfristige Slots für dringliche Fälle frei, hier lohnt sich aktives Nachfragen.
  • Mehr als 4 Wochen Wartezeit
    Etwa ein Drittel der Praxen hat längere Wartezeiten. Besonders betroffen sind:

    • Therapien für spezifische Zielgruppen wie Kinder, Jugendliche oder ältere Menschen
    • Therapien mit besonderer Spezialisierung (z. B. ADHS-Diagnostik, Traumatherapie)
    • Praxen, die stark ausgelastet sind durch laufende Langzeittherapien
  • Keine neuen Patient:innen
    In manchen Regionen nehmen bis zu 30 % der Therapeut:innen derzeit keine neuen Klient:innen mehr auf, teils temporär, teils dauerhaft. Gründe hierfür sind:

    • volle Praxen mit langen Wartelisten
    • personelle Engpässe oder reduzierte Arbeitspensen
    • hohe administrative Belastung durch das Anordnungsmodell (insb. bei OKP-Abrechnung)

Regionale und fachliche Unterschiede

Die genannten Zahlen sind Durchschnittswerte, doch die tatsächliche Wartezeit hängt stark vom Wohnort und vom Behandlungsbedarf ab(Osman et al., 2024). Zu beachten:

  • In städtischen Regionen ist die Auswahl grösser, aber die Nachfrage auch deutlich höher.
  • In ländlichen Gebieten gibt es oft nur wenige zugelassene Therapeut:innen, was zu noch längeren Wartezeiten führen kann.
  • Für Kinder- und Jugendpsychotherapie oder spezialisierte Angebote (z. B. Autismus, Zwang, komplexe Traumafolgestörungen) sind Wartezeiten von mehreren Monaten keine Seltenheit.
  • Auch Therapien mit Abrechnung über Zusatzversicherungen oder für Selbstzahler:innen haben oft kürzere Wartezeiten, allerdings nicht immer.

Unterschiede je nach Abrechnungsmodell

Die Wahl des Abrechnungsmodells hat einen erheblichen Einfluss darauf, wie schnell ein Therapieplatz verfügbar ist. Je nach Modell ergeben sich grosse Unterschiede bei den Wartezeiten, aberZwei Mitarbeitende in hellblauer Berufskleidung stehen freundlich an einer modernen Empfangstheke. In der ADHS Schweiz Versorgung spielen medizinische Assistenzen eine zentrale Rolle beim Erstkontakt und bei der Organisation von Terminen. auch bei den finanziellen Belastungen und der Flexibilität(Osman et al., 2024). Ein genauer Blick lohnt sich:

  1. OKP (Grundversicherung)

Psychotherapien, die über die obligatorische Krankenpflegeversicherung abgerechnet werden, sind besonders gefragt, aus gutem Grund: Für Patient:innen entstehen keine direkten Zusatzkosten, sofern eine gültige ärztliche Anordnung vorliegt. Doch genau diese hohe Nachfrage führt vielerorts zu langen Wartezeiten (Osman et al., 2024).

  • Vorteile:
    • Keine direkten Kosten für Patient:innen
    • Einheitlich geregelter Tarif (ca. 154–180 CHF pro Stunde)
    • Gut geeignet für längere oder intensive Behandlungsverläufe
  • Nachteile:
    • Lange Wartezeiten: Je nach Region und Spezialisierung oft 4–12 Wochen oder mehr
    • Zusätzlicher Aufwand: Ärztliche Anordnung zwingend erforderlich
    • Eingeschränkte Flexibilität bei Therapeut:innenwahl und Terminvergabe
  • Besonderheit: Nur Psycholog:innen mit OKP-Zulassung dürfen über die Grundversicherung abrechnen, und diese sind häufig stark ausgelastet.
  1. Zusatzversicherung

Einige Krankenkassen übernehmen über die Zusatzversicherung anteilige Kosten für Psychotherapie, allerdings ist die Regelung nicht einheitlich. Die Deckung hängt vom gewählten Versicherungsmodell, dem Leistungskatalog und oft auch von spezifischen Bedingungen (z. B. ärztliche Empfehlung oder Vertragsbeziehung zur Therapeut:in) ab (Osman et al., 2024).

  • Vorteile:
    • Teilweise Kostenerstattung bei hoher Flexibilität
    • Freie Wahl der Therapeutin oder des Therapeuten in vielen Fällen
    • Kürzere Wartezeiten im Vergleich zur OKP (häufig 1–4 Wochen)
  • Nachteile:
    • Erstattungsfähigkeit muss im Einzelfall bei der Versicherung geklärt werden
    • Mögliche Eigenbeteiligung oder Rückerstattung erst nachträglich
    • Nicht alle Therapeut:innen akzeptieren Zusatzversicherungsmodelle
  1. Selbstzahler:innen (Privat)

Wer bereit ist, die Therapie privat zu finanzieren, hat in vielen Fällen den schnellsten Zugang, oftmals innerhalb weniger Tage. Vor allem Therapeut:innen, die nicht über die Grundversicherung abrechnen oder zusätzliche Kapazitäten für privat zahlende Klient:innen bereitstellen, bieten hier kurzfristige Termine an (Avenir Suisse, 2024).

  • Vorteile:
    • Deutlich kürzere Wartezeiten, oft binnen weniger Tage möglich
    • Grosse Auswahl an Therapeut:innen, auch mit Spezialisierungen
    • Keine formalen Hürden wie ärztliche Anordnung
  • Nachteile:
    • Kosten liegen meist zwischen 150 und 220 CHF pro Stunde
    • Keine Erstattung durch die Grundversicherung
    • Zusatzversicherung übernimmt Kosten nur in Einzelfällen
  • Tipp: Für kurzfristige Hilfe oder Überbrückung (z. B. bis ein OKP-Platz frei wird) kann eine privat finanzierte Kurzzeittherapie sinnvoll sein.

So bekommst du schneller einen Therapieplatz

Die Wartezeit auf einen Therapieplatz kann in der Schweiz je nach Region, Spezialisierung und Abrechnungsmodell mehrere Wochen oder gar Monate betragen. Um dennoch möglichst rasch Unterstützung zu erhalten, lohnt es sich, verschiedene Strategien zu kombinieren (Avenir Suisse, 2024). Die folgenden Tipps helfen dir, schneller ans Ziel zu kommen, auch ohne Umweg über Wartelisten:

  1. Flexibilität in der Terminwahl zeigenEine LEGO-Figur in Arztkleidung sitzt auf einem Stuhl und hält ein schwarzes Objekt in der Hand, möglicherweise ein Monitor oder Buch. Humorvoll dargestellt, erinnert das Bild an medizinische Beratung – ein zentrales Element bei ADHS Schweiz. Auch spielerische Darstellungen können komplexe Themen wie Diagnostik oder Anordnung verständlich machen.

Viele Therapeut:innen sind in den Nachmittags- und frühen Abendstunden besonders gefragt. Wer jedoch zeitlich flexibel ist und auch Termine am Vormittag oder frühen Nachmittag annehmen kann, erhöht seine Chancen deutlich.

Tipp:
Frage gezielt nach Randzeiten oder kurzfristig frei gewordenen Terminen, z. B. durch Absagen anderer Patient:innen.

Hilfreich ist:

  • Bereitschaft für Vormittagstermine
  • Verfügbarkeit an weniger nachgefragten Wochentagen (z. B. Montag- oder Freitagvormittag)
  • Offenheit für regelmässige Sitzungen zu wechselnden Zeiten
  1. Selbstzahler-Modelle in Erwägung ziehen

Die Abrechnung über die Grundversicherung ist zwar finanziell attraktiv, jedoch mit Wartezeiten verbunden. Viele Therapeut:innen führen aber kurzfristige Termine für Personen, die die Therapie zunächst privat zahlen (Avenir Suisse, 2024).

Das kann sinnvoll sein, wenn:

  • du akuten Unterstützungsbedarf hast
  • du nicht auf eine ärztliche Anordnung warten möchtest
  • du bereit bist, die Kosten (zwischen 150 und 220 CHF pro Sitzung) vorübergehend zu übernehmen

Gut zu wissen: Manche Therapeut:innen bieten reduzierte Tarife für Selbstzahler:innen mit geringem Einkommen an, frage aktiv danach.

  1. Online-Therapie nutzen

Gerade in ländlichen Regionen oder bei eingeschränkter Mobilität kann die Online-Psychotherapie eine sehr gute Lösung sein. Viele qualifizierte Therapeut:innen bieten Videositzungen an, teilweise sogar mit kurzfristiger Verfügbarkeit (Avenir Suisse, 2024).

Vorteile:

  • Keine Anfahrtswege
  • Flexiblere Terminmöglichkeiten, auch am Abend
  • Zugang zu Therapeut:innen in anderen Kantonen

Hinweis: Auch bei Online-Therapie ist unter Umständen eine OKP-Abrechnung möglich, wichtig ist die formale Zulassung der Fachperson.

  1. Alternative Formate prüfen

Einzeltherapie ist nicht immer die einzige oder beste Option. Gruppentherapien, Kurzzeitinterventionen oder begleiteten Selbsthilfeangebote bieten oft eine gute Überbrückung und sind schneller verfügbar (Avenir Suisse, 2024).

Möglichkeiten:

  • Gruppentherapie zu spezifischen Themen (z. B. Angst, Burnout, ADHS)
  • Psychoedukative Gruppen oder Skillstrainings
  • Zeitlich begrenzte Interventionsformate (z. B. 5 Sitzungen)

Tipp: Erkundige dich bei regionalen Beratungsstellen, Kliniken oder auch privaten Praxen nach solchen Angeboten.

  1. Direkt und initiativ anfragenEine Ärztin mit Stethoskop konzentriert sich auf ihre Unterlagen und füllt ein Formular aus. Die ärztliche Anordnung ist bei ADHS Schweiz oft Voraussetzung für die Kostenübernahme durch die Grundversicherung. Das Bild zeigt den professionellen Ablauf im medizinischen Alltag und betont die Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Therapeuten.

Viele Therapeut:innen veröffentlichen ihre freien Plätze nicht auf Plattformen. Eine direkte, persönliche Anfrage kann deutlich erfolgreicher sein als das Warten auf ein offizielles Verfügbarkeits-Update (Avenir Suisse, 2024).

Dabei hilfreich:

  • Kurze, präzise Anfrage per E-Mail oder Telefon
  • Informationen zu deinem Anliegen und deiner Verfügbarkeit
  • Freundlicher Ton, ohne zu drängen

Zusätzlicher Tipp: Nimm dir 1–2 Stunden Zeit für eine gezielte Recherche nach Praxen in deiner Region, und kontaktiere mehrere gleichzeitig.

  1. Ärztliche Überweisung aktiv anfordern

Wenn du eine Therapie über die Grundversicherung abrechnen möchtest, ist eine ärztliche Anordnung Voraussetzung. Oft geht dieser Schritt unter, dabei kann er helfen, schneller zu einem passenden Therapieplatz zu gelangen (Avenir Suisse, 2024).

So gehst du vor:

  • Vereinbare einen Termin bei deiner Hausärztin oder deinem Hausarzt
  • Schilder dein Anliegen offen und bitte um eine Anordnung
  • Frage direkt nach einer Empfehlung, viele Hausärzt:innen arbeiten mit bestimmten Therapeut:innen zusammen

Vorteil:
Mit Anordnung und gezielter Empfehlung steigt die Wahrscheinlichkeit, dass deine Anfrage von der Therapeutin oder dem Therapeuten eher angenommen wird.

Tipp: Geduldig bleiben, aber dranbleiben

Die Wartezeit auf einen Therapieplatz kann sehr frustrierend sein, besonders wenn der seelische Schmerz dringend ist. Es ist jedoch wichtig zu verstehen, dass diese Wartezeiten nicht bedeuten, dass du keine Hilfe bekommst. In der Schweiz gibt es viele Menschen, die nach einer gezielten Suche innerhalb weniger Wochen einen passenden Therapieplatz finden, auch wenn der Prozess zunächst langwierig erscheint (BMC Health Services Research, 2023).

Parallel zur Warteschlange gibt es viele unterstützende Maßnahmen, die du ergreifen kannst, um deine psychische Gesundheit zu stabilisieren und zu verbessern, während du auf eine professionelle Therapie wartest (BMC Health Services Research, 2023). Diese Maßnahmen können dir nicht nur helfen, die Wartezeit zu überbrücken, sondern auch die Wirksamkeit der kommenden Therapie zu verstärken. Hier sind einige hilfreiche Alternativen:

  1. SelbsthilfegruppenDie Therapeutin spricht aktiv, während die Teilnehmenden gespannt zuhören. Die offene Körperhaltung und der Einsatz der Hände zeigen ein engagiertes Gespräch. Dieses Bild veranschaulicht eine ADHS-Gruppentherapie in der Schweiz, bei der Informationen und Strategien alltagsnah vermittelt werden.

Selbsthilfegruppen bieten dir eine wertvolle Möglichkeit, mit anderen Menschen in Kontakt zu kommen, die ähnliche Erfahrungen und Herausforderungen teilen. Der Austausch in einer Gruppe kann oft sehr heilsam wirken und das Gefühl der Isolation lindern (BMC Health Services Research, 2023).

Vorteile von Selbsthilfegruppen:

  • Direkter Kontakt zu anderen Betroffenen, die Verständnis für deine Situation haben
  • Gegenseitige Unterstützung und Motivation
  • Gruppen können online oder vor Ort stattfinden, oft auch kostenlos

Viele Selbsthilfegruppen fokussieren sich auf spezifische Themen wie Angststörungen, Depressionen oder Burnout, was dir helfen kann, mit spezifischen Problemen in einer sicheren und unterstützenden Umgebung umzugehen (BMC Health Services Research, 2023).

  1. Telefon- oder Chatangebote

In der Schweiz gibt es verschiedene kostenlose Telefon- und Chatangebote, die speziell darauf ausgerichtet sind, Menschen in psychischen Krisen schnell zu unterstützen. Diese Angebote bieten dir sofortige Hilfe, ohne dass du auf einen Therapieplatz warten musst (PMC, 2024).

Bekannte Angebote:

  • 143.ch: Die Dargebotene Hand bietet rund um die Uhr Unterstützung in Krisensituationen per Telefon und Chat.
  • 147.ch: Pro Juventute bietet ebenfalls eine telefonische Beratung für Kinder, Jugendliche und deren Eltern an.
  • Reden kann retten: Eine weitere Plattform für psychologische Soforthilfe, die ebenfalls anonym und vertraulich ist.

Vorteile:

  • Sofortige Hilfe in akuten Krisen
  • Anonymität und Vertraulichkeit
  • Niedrige Einstiegshürde: Du musst dich nicht für einen langen Prozess anmelden
  1. Apps zur Selbstregulation

Zahlreiche Apps bieten dir die Möglichkeit, deine psychische Gesundheit aktiv zu unterstützen, indem sie Techniken zur Selbstregulation und Achtsamkeit vermitteln. Diese Apps können dir helfen, Stress abzubauen, dich zu entspannen und deine Emotionen besser zu steuern (Kiselev et al., 2020).

Beispiele für hilfreiche Apps:

  • Calm: Eine App für Meditation und Entspannungsübungen, die dir hilft, in stressigen Momenten zur Ruhe zu kommen.
  • Headspace: Bietet geführte Meditationen und Achtsamkeitsübungen, die dir helfen können, dein emotionales Gleichgewicht zu stabilisieren.
  • MindShift CBT: Eine App, die speziell auf kognitive Verhaltenstherapie basiert und hilft, mit Angst und Stress besser umzugehen.

Vorteile:

  • Flexibilität: Du kannst die Apps jederzeit und überall nutzen
  • Wissenschaftlich fundierte Methoden zur Stressbewältigung
  • Keine Wartezeiten, Soforthilfe bei Bedarf
  1. Entspannungs- oder Achtsamkeitstechniken

Entspannungstechniken wie tiefe Atemübungen, progressive Muskelentspannung oder Yoga können dir helfen, deinen Stress abzubauen und deine Gedanken zu beruhigen. Achtsamkeit hilft, im Moment zu bleiben und dich von belastenden Gedanken zu distanzieren. Diese Methoden können auch die Wartezeit auf eine Therapie deutlich erträglicher machen (Kiselev et al., 2020).

Techniken, die du ausprobieren kannst:Eine junge Frau sitzt im Schneidersitz auf einer Yogamatte in einem hellen Raum und praktiziert Achtsamkeit mit geschlossenen Augen. Die ruhige Umgebung mit Pflanzen und Kerzen unterstreicht die entspannte Atmosphäre. Ideal für ADHS Achtsamkeit Schweiz – ruhige Rituale zur inneren Balance.

  • Atemübungen: Tiefes Ein- und Ausatmen für eine bessere Stressbewältigung
  • Progressive Muskelentspannung: Schrittweises Anspannen und Entspannen der Muskeln zur Förderung von körperlicher und mentaler Entspannung
  • Meditation und Yoga: Fördert die innere Ruhe und hilft, den Fokus vom Stress auf den Moment zu richten

Vorteile:

  • Helfen, Körper und Geist zu entspannen
  • Unterstützen dabei, Stress und Ängste zu reduzieren
  • Können jederzeit und überall angewendet werden
  1. Journaling und Tagebuchführung

Das Führen eines Tagebuchs kann eine sehr effektive Methode sein, um deine Gedanken und Gefühle zu ordnen. Es hilft dir, deine Emotionen besser zu verstehen und auch die zugrunde liegenden Muster zu erkennen, die deine psychische Gesundheit beeinflussen. Während der Wartezeit auf einen Therapieplatz kann Journaling dir auch helfen, eine klare Perspektive zu gewinnen und dich auf die bevorstehende Therapie vorzubereiten (Kiselev et al., 2020).

Vorteile von Journaling:

  • Verbessert die Selbstreflexion und hilft dir, Emotionen zu verarbeiten
  • Gibt dir einen Raum, in dem du dich ohne Bewertung ausdrücken kannst
  • Kann therapeutische Effekte haben, indem du deine Gedanken klarer formulierst

Tipp: Es muss nicht immer ein „klassisches“ Tagebuch sein. Auch Sprachnotizen oder Doodling können dir helfen, deine Gefühle zu verarbeiten.

Fazit

Die Wartezeit auf einen Therapieplatz kann belastend sein, aber sie ist nicht gleichbedeutend mit Untätigkeit. Durch die Nutzung von unterstützenden Angeboten wie Selbsthilfegruppen, Telefon- oder Chatberatungen, digitalen Apps, Entspannungstechniken oder Journaling kannst du deine psychische Gesundheit aktiv unterstützen. Diese Maßnahmen bieten dir nicht nur eine wertvolle Zwischenlösung, sondern auch eine wichtige Grundlage, die dir dabei hilft, von der Therapie noch mehr zu profitieren, wenn der Platz schließlich frei wird.

Rezensentenblock

Porträt von Dr. Almedina Berisha, Ärztin im Team von klaro-adhs.ch. Sie unterstützt Patientinnen und Patienten bei der Diagnostik und Therapie von ADHS in der Schweiz. Das Bild zeigt sie im weissen Arztkittel mit Stethoskop vor einem klaro-Hintergrund.

Almedina Berisha

Ärztin Innere Medizin
Almedina Berisha ist Ärztin für Innere Medizin in der Schweiz mit besonderem Interesse an psychosomatischen Zusammenhängen und neurobiologischen Faktoren von ADHS. Sie prüft medizinische Inhalte auf klaro-adhs.ch auf wissenschaftliche Genauigkeit, klinische Relevanz und patientenverständliche Darstellung. Ihr Fokus liegt auf einer praxisnahen Vermittlung komplexer Themen der Erwachsenenmedizin und psychischen Gesundheit.

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

  • Die Wartezeit auf einen Therapieplatz in der Schweiz variiert je nach Region und Abrechnungsmodell stark. Im Durchschnitt beträgt sie: 1–2 Wochen bei privaten Selbstzahler:innen oder Online-Therapie, 2–4 Wochen bei Zusatzversicherungen, 4–12 Wochen oder länger bei OKP-Abrechnung (Grundversicherung). In städtischen Gebieten wie Zürich oder Basel sind die Wartezeiten oft kürzer, in ländlichen Regionen dagegen länger. Besonders bei spezialisierten Angeboten – etwa ADHS-Therapie, Kinder- oder Traumatherapie – kann die Wartezeit mehrere Monate betragen.

Quellenverzeichnis

  1. Stettler, L., Moser, A., & von Wyl, A. (2020). Education and Training in Clinical Psychology … PMC. https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC9645474/
  2. Osman, N., et al. (2024). Pathways to professional mental care in the Swiss young adult population. [Springer]. https://link.springer.com/article/10.1007/s00406-024-01757-4 
  3. Avenir Suisse. (2024). Long Waits for Psychiatric Care Despite High Supply. Avenir Suisse Blog. https://www.avenir-suisse.ch/en/blog-long-waits-for-psychiatric-care-despite-high-supply/
  4. BMC Health Services Research. (2023). Scaling-up problem management plus for refugees in Switzerland. https://bmchealthservres.biomedcentral.com/articles/10.1186/s12913-023-09491-8
  5. PMC. (2024). Mental health service areas in Switzerland. https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC9976601/
  6. BMC Psychiatry. (2020). Barriers to access to outpatient mental health care for refugees and asylum seekers in Switzerland. https://bmcpsychiatry.biomedcentral.com/articles/10.1186/s12888-020-02783-x

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