Welche Therapieformen sind in der Schweiz anerkannt?

Veröffentlicht am: 01. Oktober 2025
Zuletzt ärztlich geprüft am: 08. Oktober 2025

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Porträt von Dr. med. Jens Westphal, Praktischer Arzt FMH und medizinischer Reviewer bei klaro-adhs.ch. Er begleitet Patientinnen und Patienten in der Schweiz bei der Abklärung und Behandlung von ADHS. Das Bild zeigt ihn vor einem klaro-Hintergrund als Teil des ärztlichen Teams für ADHS Schweiz.

Dr. med. Jens Westphal

ADHS-Spezialist und Praktischer Arzt (FMH)
Dr. med. Jens Westphal ist Praktischer Arzt (FMH) mit langjähriger Erfahrung in der hausärztlichen Versorgung und Psychiatrie. Er ist medizinischer Reviewer bei klaro-adhs.ch und prüft alle Inhalte rund um ADHS, Diagnostik und Therapie auf wissenschaftliche Genauigkeit und praktische Umsetzbarkeit in der Schweizer Grundversorgung.

Inhaltsverzeichnis

In der Schweiz ist das Gesundheitssystem ein gut organisiertes und hochentwickeltes Netzwerk, das eine Vielzahl an anerkannten Therapieformen für die Behandlung sowohl psychischer als auch physischer Erkrankungen bietet. Es basiert auf klar definierten Strukturen, die gewährleisten, dass Patienten je nach ihren individuellen Bedürfnissen die passende Hilfe erhalten. Diese Therapien werden von verschiedenen Fachgesellschaften und Gesundheitsorganisationen überwacht und zertifiziert, um sicherzustellen, dass nur wissenschaftlich fundierte und qualitätsgesicherte Behandlungsmethoden angewendet werden (Mohammadi et al., 2017).

Die Anerkennung von Therapieformen erfolgt durch anerkannte Fachgesellschaften wie die Schweizerische Gesellschaft für Psychotherapie (SGP) und andere relevante Organisationen, die spezifische Standards festlegen. Diese Standards sind entscheidend, da sie sicherstellen, dass alle angebotenen therapeutischen Interventionen auf dem neuesten Stand der wissenschaftlichen Forschung basieren und somit eine hohe Wirksamkeit und Sicherheit gewährleisten. Bei der Auswahl der Methoden wird insbesondere auf die langfristige Erfolgschance und die Verträglichkeit der Behandlung geachtet (Mohammadi et al., 2017).

Eine Therapeutin und ein Patient sitzen sich gegenüber, beide wirken engagiert im Gespräch. Der helle Raum schafft eine entspannte Atmosphäre. Diese Situation steht exemplarisch für eine ADHS Therapie in der Schweiz mit Fokus auf individuelle Betreuung.

Ein wichtiger Aspekt des Schweizer Gesundheitssystems ist die Kostenübernahme für bestimmte Therapien durch die Krankenkassen. Für viele Menschen stellt die finanzielle Absicherung durch die Krankenkasse einen entscheidenden Faktor dar, um Zugang zu wichtigen therapeutischen Maßnahmen zu erhalten. Dies ist besonders relevant im Bereich der Psychotherapie, da diese häufig mit höheren Kosten verbunden ist und daher von der Krankenkasse übernommen werden muss, um eine breite Zugänglichkeit für Patienten zu ermöglichen (Mohammadi et al., 2017).

Ein weiterer Vorteil des Schweizer Systems ist, dass die meisten Therapieansätze, die von den Krankenkassen anerkannt werden, durch ein fundiertes Qualitätssicherungssystem geprüft werden. Dies bedeutet, dass nicht nur die Effektivität der Behandlungen überprüft wird, sondern auch, dass die behandelnden Therapeuten über eine qualifizierte Ausbildung und eine entsprechende Zulassung verfügen. So können Patienten darauf vertrauen, dass sie bei der Wahl ihrer Therapieform eine fundierte und professionelle Unterstützung erhalten (Mohammadi et al., 2017).

Die Krankenkassen übernehmen im Allgemeinen die Kosten für psychotherapeutische Behandlungen, die den gesetzlichen und qualitativen Anforderungen entsprechen. Dazu gehören beispielsweise kognitive Verhaltenstherapie, tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie und systemische Therapie. Patienten können sich auf die Unterstützung ihrer Krankenkasse verlassen, wenn diese Therapien notwendig sind, um psychische Erkrankungen zu behandeln, die durch diagnostizierte Störungen wie Depressionen, Angststörungen oder posttraumatische Belastungsstörungen bedingt sind (Mohammadi et al., 2017).

  1. Anerkannte Psychotherapie-Methoden in der Schweiz

In der Schweiz existieren 23 offiziell anerkannte psychotherapeutische Verfahren, die nicht nur wissenschaftlich fundiert, sondern auch in der praktischen Anwendung erprobt sind. Diese Therapieansätze sind durch die Schweizer Charta für Psychotherapie akkreditiert, die von verschiedenen Fachverbänden und Weiterbildungsinstitutionen unterzeichnet wurde. Die Charta sorgt für Qualitätssicherung und stellt sicher, dass die Verfahren den neuesten wissenschaftlichen Standards entsprechen. Es gibt eine breite Palette an Psychotherapieformen, die speziell auf die Behandlung von psychischen Störungen und die Verbesserung der Lebensqualität der Patienten ausgelegt sind (Mohammadi et al., 2017). Zu den wichtigsten anerkannten Therapieformen gehören:

  • Verhaltenstherapie (Kognitive Verhaltenstherapie: KVT): Diese Therapieform ist eine der am häufigsten angewandten und fokussiert auf die Veränderung von Denkmustern und Verhaltensweisen, die zu psychischen Störungen wie Angststörungen, Depressionen oder Phobien führen. Sie geht davon aus, dass unangemessene Denkmuster und Verhaltensweisen erlernt sind und daher auch wieder verlernt werden können. KVT ist besonders wirksam bei der Behandlung von Angststörungen, Depressionen, posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) und Essstörungen. Sie basiert auf der Annahme, dass Veränderungen im Denken zu Veränderungen im Verhalten und umgekehrt führen (Mohammadi et al., 2017).
    • Beispiel: Ein Patient mit sozialer Angst könnte lernen, seine negativen Gedanken über soziale Interaktionen zu erkennen und durch realistischere, weniger bedrohliche Gedanken zu ersetzen, um so seine Ängste zu verringern.
  • Eine Person spricht gestikulierend, während die andere aufmerksam zuhört. Auf dem Tisch liegt ein Notizbuch mit Brille – typische Symbole für therapeutische Sitzungen. Dieses Bild zeigt eine ADHS Therapie in der Schweiz in einem vertrauensvollen Rahmen.Psychoanalyse und tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie: Diese beiden Therapieformen gehen davon aus, dass unbewusste Konflikte und verdrängte Emotionen das Verhalten und das psychische Wohlbefinden der Person beeinflussen. Die Psychoanalyse untersucht insbesondere die frühkindliche Entwicklung und die Auswirkungen von Kindheitserfahrungen auf das Erwachsenenalter. Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie legt den Fokus auf die aktuelle Lebenssituation und die unbewussten psychischen Prozesse, die zu wiederkehrenden Problemen führen können (Mohammadi et al., 2017).
    • Beispiel: Ein Patient, der wiederholt in belastenden Beziehungen landet, könnte in der Psychoanalyse unbewusste Muster aus der Kindheit identifizieren, die sein Verhalten in Beziehungen prägen.
  • Systemische Therapie: Diese Therapieform betrachtet den Patienten nicht isoliert, sondern als Teil eines größeren sozialen Systems, sei es die Familie, das Arbeitsumfeld oder andere zwischenmenschliche Beziehungen. Systemische Therapie wird oft eingesetzt, wenn Konflikte innerhalb von Familien, zwischen Partnern oder in Arbeitsbeziehungen auftreten. Ziel ist es, die Kommunikation und die Wechselwirkungen zwischen den Beteiligten zu verbessern, um das System zu stabilisieren und zu gesunden (Mohammadi et al., 2017).
    • Beispiel: In der Familientherapie könnte der Fokus darauf liegen, die Beziehung zwischen Eltern und Kindern zu verbessern und kommunikative Blockaden zu lösen, die zu wiederholten Konflikten führen.
  • Gesprächspsychotherapie (Client-Centered Therapy, nach Carl Rogers): Diese humanistische Therapieform betont die Bedeutung der Beziehung zwischen Therapeut und Patient. Der Therapeut ist hierbei ein empathischer Begleiter, der dem Patienten hilft, seine eigenen Lösungen zu finden, ohne ihm diese vorzuschreiben. Der Patient wird als Experte für sich selbst betrachtet, was zu einer verstärkten Selbstakzeptanz und persönlichen Weiterentwicklung führt. Diese Methode eignet sich besonders bei der Bewältigung von Lebenskrisen, Stress und für Menschen, die ihre Selbstwahrnehmung und -akzeptanz verbessern möchten (Mohammadi et al., 2017).
    • Beispiel: Ein Patient, der Schwierigkeiten hat, Entscheidungen zu treffen, könnte durch Gesprächspsychotherapie mehr Klarheit über seine eigenen Werte und Prioritäten gewinnen, um selbstbewusster Entscheidungen zu treffen.
  • Gestalttherapie: Die Gestalttherapie ist eine integrative Methode, die darauf abzielt, das Bewusstsein für die eigene Wahrnehmung und die damit verbundenen Verhaltensweisen zu schärfen. Sie hilft den Patienten, Blockaden in ihrer Wahrnehmung und ihren Handlungen zu erkennen und aufzulösen. Die Therapie fördert die Integration von Gefühlen, Gedanken und Handlungen, sodass der Patient mehr im Einklang mit sich selbst lebt. Sie wird oft bei chronischen Belastungen, inneren Konflikten und emotionalen Blockaden eingesetzt (Mohammadi et al., 2017).
    • Beispiel: Ein Patient, der Schwierigkeiten hat, seine Emotionen auszudrücken, könnte in der Gestalttherapie lernen, diese Gefühle zu erkennen und auf gesunde Weise zu kommunizieren, was zu mehr emotionaler Balance führt.

Diese anerkannte psychotherapeutische Praxis in der Schweiz bietet somit eine breite Auswahl an Methoden, die je nach Problemstellung und individuellen Bedürfnissen des Patienten gezielt eingesetzt werden können. Ein erfahrener Therapeut wird nach einer eingehenden Analyse entscheiden, welche Methode für den jeweiligen Patienten am besten geeignet ist. Die Wahl der Therapieform hängt von der Art der psychischen Störung, den individuellen Erfahrungen des Patienten und seiner Bereitschaft zur aktiven Teilnahme an der Behandlung ab. Die Schweiz bietet durch ihre Vielfalt an anerkannten Verfahren eine fundierte und qualitativ hochwertige Versorgung, die den Patienten auf ihrem Weg zur Genesung unterstützt (Mohammadi et al., 2017).

  1. Therapien, die von den Krankenkassen anerkannt werden

Die Grundversicherung in der Schweiz übernimmt die Kosten für psychotherapeutische Behandlungen nur unter bestimmten Bedingungen. Eine wichtige Voraussetzung ist, dass die Therapie durch einen in der Schweiz zugelassenen Psychotherapeuten durchgeführt wird. Zudem muss die Behandlung häufig von einem Hausarzt oder einem Facharzt angeordnet werden, um die Kostenübernahme durch die Krankenkassen sicherzustellen. In einigen Fällen ist es auch möglich, bestimmte Therapieformen privat zu finanzieren oder über Zusatzversicherungen abzurechnen. Es ist wichtig zu wissen, dass die Kostenübernahme nicht in allen Fällen automatisch erfolgt, und dass jede Krankenkasse ihre eigenen Kriterien für die Anerkennung von Therapien hat (Sun, Chang, & Munafo, 2023).

Zu den anerkannten Therapieformen, die in der Schweiz von den Krankenkassen übernommen werden, zählen insbesondere:

  • Kognitive Verhaltenstherapie (KVT)
    • Diese Therapieform ist eine der am häufigsten von Krankenkassen anerkannten Behandlungen. Sie wird verwendet, um verschiedene psychische Störungen zu behandeln, darunter Angststörungen, Depressionen und Zwangsstörungen. Bei der KVT liegt der Fokus auf der Veränderung von negativen Denkmustern und Verhaltensweisen, die zu den psychischen Problemen beitragen. Sie hilft den Patienten, neue Denkmuster zu entwickeln und ihre Probleme aktiv anzugehen (Sun, Chang, & Munafo, 2023).
  • Tiefenpsychologische Therapie
    • Diese Therapieform basiert auf den Prinzipien der Psychoanalyse und ist ebenfalls eine anerkannte Behandlungsmethode in der Schweiz. Sie geht davon aus, dass unbewusste Konflikte und vergangene Erfahrungen einen erheblichen Einfluss auf das aktuelle Verhalten und die psychische Gesundheit haben. Die tiefenpsychologische Therapie zielt darauf ab, diese unbewussten Prozesse zu erkennen und aufzuarbeiten, um langfristige Veränderungen zu bewirken (Sun, Chang, & Munafo, 2023).
  • Psychoanalyse
    • Die Psychoanalyse ist eine intensivere Form der Psychotherapie, die tief in die unbewussten Bereiche der Psyche eindringt. Sie ist besonders hilfreich bei der Behandlung komplexer psychischer Störungen und Persönlichkeitsstörungen. In der Schweiz wird Psychoanalyse nur dann von der Krankenkasse übernommen, wenn sie auf ärztliche Anordnung erfolgt. Dies bedeutet, dass der behandelnde Arzt eine entsprechende Überweisung oder Verordnung ausstellen muss, um die Kostenübernahme durch die Krankenkassen zu ermöglichen (Sun, Chang, & Munafo, 2023).
  • Systemische Therapie
    • Besonders bei familiären und zwischenmenschlichen Problemen ist die systemische Therapie eine wertvolle Methode. Sie betrachtet den Patienten nicht isoliert, sondern im Kontext seines sozialen Umfeldes, wie Familie oder Partnerschaft. Ziel der systemischen Therapie ist es, die Kommunikation und das Verständnis innerhalb des Systems zu verbessern und Konflikte zu lösen. Diese Therapieform wird häufig bei Familienproblemen, Paartherapien oder bei der Behandlung von Kindern und Jugendlichen eingesetzt (Sun, Chang, & Munafo, 2023).

Zusätzliche Informationen zur Krankenkassenübernahme:Ein Tisch mit zwei Gläsern, einem Notizbuch und einer Brille steht im Vordergrund, während sich zwei Personen im Hintergrund unterhalten. Der Fokus liegt auf Details, die Vertrauen und Professionalität symbolisieren. Ein typisches Setting einer ADHS Therapie in der Schweiz.

Es ist wichtig zu wissen, dass nicht alle Therapieformen automatisch von der Grundversicherung übernommen werden. Es gibt viele alternative und komplementäre Therapieansätze, die zwar nicht zur Standardtherapie gehören, aber in einigen Fällen dennoch durch Zusatzversicherungen abgedeckt sein können (Sun, Chang, & Munafo, 2023). Zu diesen Therapieansätzen gehören:

  • Yoga-Therapie
    • In den letzten Jahren hat Yoga als therapeutische Methode zunehmend an Popularität gewonnen. Es hat positive Auswirkungen auf die psychische und körperliche Gesundheit und wird insbesondere bei der Behandlung von Stress, Angstzuständen und Depressionen empfohlen. Jedoch wird Yoga nur dann von den Krankenkassen übernommen, wenn es sich um ein medizinisch anerkanntes Therapieprogramm handelt und eine ärztliche Verordnung vorliegt.
  • Atemtherapien
    • Atemtherapien wie die Buteyko-Methode oder die Atemtherapie nach Lichstein können bei der Behandlung von Angststörungen, Stress und Schlafstörungen helfen. Diese Methoden sind jedoch nur dann anerkannt und werden übernommen, wenn sie nachweislich medizinischen Nutzen haben und in einem therapeutischen Kontext angewendet werden.
  • Akupunktur und andere alternative Therapien
    • Einige alternative Therapien, wie Akupunktur, gehören ebenfalls zu den häufig nachgefragten Methoden. Diese sind jedoch nur dann erstattungsfähig, wenn sie von einem approbierten Therapeuten durchgeführt werden und eine ärztliche Verordnung vorliegt.

Besondere Hinweise zur Zusatzversicherung:

Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass viele alternativen Therapieformen nur über eine Zusatzversicherung abgerechnet werden können. Zusatzversicherungen bieten eine umfassendere Abdeckung für viele therapeutische Dienstleistungen, die von der Grundversicherung nicht übernommen werden. Es ist ratsam, sich im Vorfeld bei der Krankenkasse zu informieren, welche Therapien in der Zusatzversicherung enthalten sind und welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen, damit diese Leistungen erstattet werden (Sun, Chang, & Munafo, 2023).

  1. Alternative und komplementäre Therapien

Neben den klassischen psychotherapeutischen Verfahren existiert in der Schweiz eine breite Vielfalt an alternativen und komplementären Behandlungsmethoden, die häufig als ergänzende Maßnahmen zur traditionellen Therapie genutzt werden. Diese alternativen Therapien haben oft ihren Ursprung in jahrtausendealten Traditionen und bieten zusätzliche Wege zur Förderung des körperlichen und seelischen Wohlbefindens. Sie sind besonders im Bereich der integrativen Medizin von Bedeutung, bei der die moderne Schulmedizin mit alternativen Heilmethoden kombiniert wird. Viele Menschen schätzen die ganzheitliche Herangehensweise dieser Therapien, da sie Körper, Geist und Seele gleichermaßen ansprechen. In der Schweiz sind mehrere dieser Methoden anerkannt, und sie gewinnen zunehmend an Popularität (Sun, Chang, & Munafo, 2023). Zu den bekanntesten alternativen Therapien gehören:

  • Homöopathie
    Die Homöopathie ist eine Therapieform, die auf dem Prinzip basiert, dass der Körper durch sehr geringe Mengen von Substanzen, die bei gesunden Menschen ähnliche Symptome hervorrufen, geheilt werden kann. Diese Methode betrachtet den Patienten als Ganzes und strebt an, das natürliche Gleichgewicht von Körper und Geist wiederherzustellen. Homöopathische Mittel werden oft als sanfte und nebenwirkungsarme Alternativen zu herkömmlichen Medikamenten angesehen. Sie finden zunehmend Anwendung bei der Behandlung von chronischen Erkrankungen, Allergien und auch psychischen Belastungen wie Angst oder Stress.
    Obwohl die Homöopathie nicht immer von den Krankenkassen übernommen wird, kann sie dennoch über private Zusatzversicherungen in Anspruch genommen werden, insbesondere in Kombination mit anderen therapeutischen Ansätzen (Safren et al., 2016).
  • Akupunktur
    Akupunktur ist ein Teilbereich der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) und beinhaltet das Setzen von feinen Nadeln an spezifischen Punkten des Körpers. Diese Methode zielt darauf ab, die Energieflüsse im Körper zu harmonisieren und Blockaden zu lösen. Akupunktur hat sich als besonders hilfreich bei der Behandlung von Schmerzen, Stress, Schlafstörungen und einigen psychischen Erkrankungen wie Depressionen und Angstzuständen erwiesen. In der Schweiz ist Akupunktur eine weit verbreitete komplementäre Therapie, die bei vielen Patienten zur Schmerzlinderung und Entspannung führt. Einige Krankenkassen erstatten die Kosten der Akupunkturbehandlungen, vor allem, wenn diese von anerkannten Therapeuten durchgeführt werden (Safren et al., 2016).
  • Ayurveda und Traditionelle Chinesische Medizin (TCM)
    Ayurveda, eine der ältesten Heilkünste der Welt, stammt aus Indien und basiert auf der Philosophie, dass Gesundheit das Gleichgewicht von Körper, Geist und Seele erfordert. Ayurveda setzt auf eine ganzheitliche Betrachtung des Menschen und nutzt natürliche Heilmittel wie Kräuter, Öle, Massagen und Ernährungstipps, um dieses Gleichgewicht wiederherzustellen. Diese Methode wird zunehmend in der westlichen Welt als Ergänzung zur westlichen Medizin verwendet.
    Die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) hat ebenfalls eine lange Geschichte und umfasst eine Vielzahl von Heilmethoden, darunter Akupunktur, Kräuterheilkunde, Qigong und Tai Chi. TCM geht davon aus, dass Gesundheit durch das Fließen von Lebensenergie (Qi) im Körper aufrechterhalten wird. Blockaden im Qi-Fluss werden als Ursache von Erkrankungen betrachtet. TCM wird besonders bei der Behandlung von chronischen Krankheiten, hormonellen Ungleichgewichten und psychischen Beschwerden wie Schlafstörungen oder Stress genutzt.
    Beide Methoden finden immer mehr Anerkennung in der Schweiz, insbesondere im Rahmen von integrativen Gesundheitsansätzen. Private Zusatzversicherungen übernehmen oft die Kosten für ayurvedische Behandlungen und TCM (Safren et al., 2016).
  • Kinesiologie
    Kinesiologie ist eine relativ junge Therapiemethode, die die Muskeltests nutzt, um Blockaden im Körper zu identifizieren. Diese Methode geht davon aus, dass körperliche und emotionale Blockaden zu einer schlechten Gesundheit führen können. Durch das Testen der Muskelkraft versucht die Kinesiologie, diese Blockaden zu erkennen und zu lösen. Sie wird häufig zur Unterstützung bei Stressbewältigung, Angststörungen und auch bei der Förderung der körperlichen Gesundheit eingesetzt. Kinesiologie wird als sanfte Methode betrachtet und wird sowohl bei physischen als auch psychischen Beschwerden angewendet (Safren et al., 2016).
  • Schwangerschafts- und Geburtshilfe
    In der Schwangerschaft und während der Geburt können alternative Therapien unterstützende Maßnahmen bieten, um das Wohlbefinden der werdenden Mutter zu fördern und den Geburtsprozess zu erleichtern. Zu den gängigen Therapien gehören unter anderem Aromatherapie, Geburtsvorbereitung mit Yoga, Hypnobirthing und Akupunktur. Diese Methoden haben sich in der Schweiz zunehmend etabliert und sind besonders bei Frauen beliebt, die einen natürlichen Geburtsverlauf anstreben. Sie können dazu beitragen, Schmerzen zu lindern, die Geburt zu erleichtern und eine schnelle postpartale Erholung zu fördern.
    Einige dieser Methoden werden teilweise durch die Krankenkassen erstattet, vor allem wenn sie von zertifizierten Fachleuten durchgeführt werden (Safren et al., 2016).
  1. Kosten und VersicherungEin blaues Sparschwein mit einem Gesundheits-Symbol und einem danebenliegenden Stethoskop steht auf hellem Hintergrund. Die Frage der Kostenübernahme ist bei ADHS Schweiz oft entscheidend – insbesondere, wenn es um Psychotherapie via Krankenkasse geht. Das Bild veranschaulicht die Verbindung zwischen Gesundheit und finanzieller Absicherung.

Obwohl viele dieser alternativen Behandlungen in der Schweiz eine breite Akzeptanz finden, werden sie nicht immer von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Einige Krankenkassen erstatten jedoch zumindest einen Teil der Kosten, insbesondere wenn die Behandlungen von anerkannten Therapeuten oder in einem integrativen Gesundheitskonzept durchgeführt werden. Private Zusatzversicherungen bieten oft eine bessere Abdeckung für alternative Therapien, sodass es sinnvoll sein kann, die eigenen Versicherungspolicen zu prüfen und gegebenenfalls Anpassungen vorzunehmen (Safren et al., 2016).

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass alternative und komplementäre Therapien in der Schweiz eine wertvolle Ergänzung zur klassischen Psychotherapie darstellen können. Sie bieten eine ganzheitliche Herangehensweise, die sowohl die körperlichen als auch die seelischen Aspekte von Gesundheitsproblemen berücksichtigt. Wer an chronischen Beschwerden oder psychischen Belastungen leidet, sollte in Erwägung ziehen, diese Methoden als zusätzliche Unterstützung in seine Behandlungsstrategie zu integrieren. Die richtige Kombination von klassischen und alternativen Methoden kann oft den besten therapeutischen Erfolg erzielen (Safren et al., 2016).

Damit ein Therapeut in der Schweiz als anerkannt gilt und seine Leistungen abrechnen darf, sind bestimmte Anforderungen an Ausbildung, Fachkenntnisse und berufliche Praxis zu erfüllen. Diese Anforderungen gewährleisten, dass die Therapeutinnen und Therapeuten über das nötige Wissen und die Erfahrung verfügen, um ihren Patienten kompetente Hilfe anzubieten (Safren et al., 2016). Hier sind die wesentlichen Voraussetzungen und deren Bedeutung im Detail:

  1. Abgeschlossenes Psychologiestudium oder eine anerkannte psychotherapeutische Ausbildung: Der erste Schritt für angehende Therapeuten ist ein abgeschlossenes Studium der Psychologie an einer anerkannten Universität. Dieses Studium bildet die Grundlage für das tiefgehende Verständnis der menschlichen Psyche, der psychischen Erkrankungen und ihrer Behandlungsmöglichkeiten. Alternativ können auch abgeschlossene Ausbildungen in anerkannten psychotherapeutischen Methoden wie der Verhaltenstherapie, Psychoanalyse oder systemischen Therapie als Qualifikation dienen. Diese Ausbildungswege stellen sicher, dass die Therapeuten nicht nur über theoretisches Wissen, sondern auch über praxisnahe Fähigkeiten verfügen, die sie in der Behandlung von Patienten anwenden können (Safren et al., 2016).
  2. Langjährige praktische Ausbildung und Supervision: Nach dem Abschluss des Studiums folgt eine langjährige praktische Ausbildung, die es den Therapeuten ermöglicht, ihre theoretischen Kenntnisse in realen Behandlungssituationen umzusetzen. Während dieser Zeit arbeiten sie unter Anleitung erfahrener Mentoren oder Supervisoren, die sie bei ihrer Arbeit begleiten und ihnen helfen, ihre Fähigkeiten zu verfeinern. Diese Phase ist entscheidend, um den Therapeuten die notwendige Erfahrung zu vermitteln, um mit einer Vielzahl von psychischen Störungen umzugehen und individuell auf die Bedürfnisse der Patienten einzugehen (Safren et al., 2016).
  3. Zulassung durch die Berufsverbände: In der Schweiz ist es wichtig, dass Therapeuten durch anerkannte Berufsverbände wie die Föderation der Schweizer Psychologinnen und Psychologen (FSP) oder die Schweizerische Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie (SGPP) zugelassen sind. Diese Zulassung stellt sicher, dass der Therapeut die hohen Standards der jeweiligen Verbände erfüllt, was sowohl die Qualität der Behandlung als auch den ethischen Umgang mit Patienten betrifft. Die Mitgliedschaft in solchen Verbänden garantiert zudem, dass der Therapeut kontinuierlich mit den aktuellen Entwicklungen im Bereich der Psychotherapie vertraut bleibt und sich an berufsethische Richtlinien hält (Safren et al., 2016).
  4. Fortbildung und kontinuierliche Weiterbildung: Ein weiterer wichtiger Aspekt der beruflichen Anerkennung in der Schweiz ist die kontinuierliche Weiterbildung. Therapeuten sind verpflichtet, regelmäßig Fortbildungen zu besuchen, um ihre Zulassung aufrechtzuerhalten. Dies ist entscheidend, um sicherzustellen, dass Therapeuten stets auf dem neuesten Stand der psychotherapeutischen Forschung und Behandlungsmethoden bleiben. Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen umfassen eine Vielzahl von Themen, die von neuen psychotherapeutischen Techniken bis hin zu neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen in der Psychologie reichen. So können Therapeuten ihre Behandlungsmethoden optimieren und die bestmögliche Unterstützung für ihre Patienten bieten (Safren et al., 2016).
  5. Ethik und Verantwortung in der therapeutischen Praxis: Neben den fachlichen Qualifikationen spielen ethische Standards eine ebenso zentrale Rolle. Therapeuten müssen sich an die Grundsätze der berufsethischen Richtlinien halten, um das Vertrauen ihrer Patienten zu gewinnen und eine professionelle Beziehung zu gewährleisten. Dazu gehört, dass Therapeuten die Privatsphäre und Vertraulichkeit ihrer Patienten wahren, die Behandlung immer im besten Interesse der Patienten durchführen und eine respektvolle und wertschätzende Kommunikation pflegen. In der Schweiz müssen Therapeuten regelmäßig ihre ethischen Verpflichtungen reflektieren und sich einer ethischen Supervision unterziehen (Safren et al., 2016).

Diese Anforderungen sind nicht nur wichtig für die Zulassung als Psychotherapeut, sondern auch für die Qualität der psychotherapeutischen Versorgung in der Schweiz. Die Schweizer Gesellschaft legt großen Wert auf hochqualifizierte Fachkräfte, die eine evidenzbasierte und ethisch fundierte Therapie anbieten, um den psychischen Bedürfnissen der Bevölkerung gerecht zu werden (Safren et al., 2016).

  1. Verordnung durch Ärzte und Krankenkassen

Bunte Herz-Bonbons in Pastellfarben liegen nah beieinander und vermitteln ein Gefühl von Wärme und Geborgenheit. Emotionale Unterstützung spielt bei ADHS Schweiz eine zentrale Rolle, denn Wertschätzung und Verständnis sind essenziell für den Therapieerfolg. Dieses Bild steht symbolisch für Mitgefühl und Selbstfürsorge.In der Schweiz gibt es mittlerweile auch das sogenannte Anordnungsmodell, bei dem psychotherapeutische Behandlungen durch einen Arzt, häufig den Hausarzt, angeordnet werden müssen, damit sie von den Krankenkassen übernommen werden. Dieses Modell wurde eingeführt, um den Zugang zu psychotherapeutischen Leistungen zu vereinfachen und einen fließenderen Übergang zwischen verschiedenen medizinischen Disziplinen zu ermöglichen. Die Idee dahinter ist, den Patienten eine umfassendere Betreuung zukommen zu lassen und die Versorgungsengpässe, die im Gesundheitswesen existieren, zu verringern (Solanto et al., 2009).

Die Anordnung durch den Hausarzt hat mehrere Vorteile. Zum einen wird der behandelnde Arzt in den gesamten Heilungsprozess integriert und kann gemeinsam mit dem Therapeuten den Verlauf und die Fortschritte des Patienten beobachten. Dies erleichtert eine ganzheitliche Behandlung und ermöglicht eine engere Abstimmung zwischen psychotherapeutischer Betreuung und anderen medizinischen Behandlungen. Des Weiteren haben Patienten so die Möglichkeit, eine Therapie schneller in Anspruch zu nehmen, da die Entscheidung über die Notwendigkeit und die Art der Behandlung durch den Hausarzt beschleunigt wird (Solanto et al., 2009).

Dennoch gibt es auch kritische Stimmen, die die Einschränkung der Autonomie der Psychotherapeuten bemängeln. Durch die Verordnung durch den Hausarzt wird den Psychotherapeuten eine gewisse Unabhängigkeit genommen, da sie nicht mehr frei entscheiden können, ob und welche Therapieform für einen Patienten am besten geeignet ist. Stattdessen müssen sie sich nach den Vorgaben des Hausarztes richten. Dies führt zu Bedenken hinsichtlich der Behandlungsergebnisse, da nicht immer ein vollständiger Überblick über die psychischen und körperlichen Gegebenheiten des Patienten vorliegt, wenn der Hausarzt die Entscheidung trifft (Psychotherapie-4P, n.d.).

Ein weiterer Aspekt, der im Zusammenhang mit dem Anordnungsmodell diskutiert wird, ist die Zugänglichkeit der Therapie. Während das Modell den Zugang zur Psychotherapie für viele Menschen erheblich erleichtert, könnte es auch zu einer Überlastung der Ärzte führen, die zusätzlich zu ihren regulären Aufgaben als Verordner für psychotherapeutische Behandlungen fungieren. Dies könnte dazu führen, dass die ärztliche Versorgung in diesem Bereich leidet und die Qualität der Diagnosen und Empfehlungen nicht immer gewährleistet ist (Psychotherapie-4P, n.d.).

Rezensentenblock

Porträt von Dr. Almedina Berisha, Ärztin im Team von klaro-adhs.ch. Sie unterstützt Patientinnen und Patienten bei der Diagnostik und Therapie von ADHS in der Schweiz. Das Bild zeigt sie im weissen Arztkittel mit Stethoskop vor einem klaro-Hintergrund.

Almedina Berisha

Ärztin Innere Medizin
Almedina Berisha ist Ärztin für Innere Medizin in der Schweiz mit besonderem Interesse an psychosomatischen Zusammenhängen und neurobiologischen Faktoren von ADHS. Sie prüft medizinische Inhalte auf klaro-adhs.ch auf wissenschaftliche Genauigkeit, klinische Relevanz und patientenverständliche Darstellung. Ihr Fokus liegt auf einer praxisnahen Vermittlung komplexer Themen der Erwachsenenmedizin und psychischen Gesundheit.

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

  • Die wirksamste Psychotherapieform bei ADHS ist die kognitive Verhaltenstherapie (KVT). Sie hilft, impulsives Verhalten zu kontrollieren, die Aufmerksamkeit zu verbessern und Alltagsstrukturen aufzubauen. Ergänzend können systemische Ansätze (z. B. Einbindung von Familie oder Partner:in) oder achtsamkeitsbasierte Verfahren hilfreich sein. In der Schweiz sind über 20 wissenschaftlich anerkannte Psychotherapieformen zugelassen, aber KVT gilt bei ADHS als Goldstandard.

Quellenverzeichnis

  1. Meta-Analysis of cognitive-behavioral treatments for adult ADHD
    Mohammadi, S., Farahani, M. J., Shafaroodi, N., & Sadeghi Bahmani, D. (2017). Meta-analysis of cognitive-behavioral treatments for adult ADHD. Journal of Attention Disorders. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/28504540/
  2. Effectiveness of cognitive behavioural-based interventions for adults with ADHD
    Sun, S., Chang, Z., & Munafo, M. (2023). Effectiveness of cognitive behavioural-based interventions for adults with ADHD: meta-analysis. Psychological and Psychotherapy: Theory, Research and Practice. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/36794797/
  3. The Efficacy of Cognitive Behavioral Therapy for Adults With ADHD
    Safren, S. A., Perlman, C. A., Sprich, S., et al. (2016). The Efficacy of Cognitive Behavioral Therapy for Adults With ADHD. Journal of Clinical Psychology. (Meta-Analyse & Übersicht) https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/27554190/
  4. The Efficacy of Meta-Cognitive Therapy for Adult ADHD
    Solanto, M. V., Marks, D. J., Wasserstein, J., et al. (2009). Efficacy of Meta-Cognitive Therapy for Adult ADHD. American Journal of Psychiatry. https://psychiatryonline.org/doi/10.1176/appi.ajp.2009.09081123
  5. Costs of psychological and psychotherapeutic services in Switzerland
    Psychotherapie-4P. (o. J.). Costs of psychological and psychotherapeutic services. Psychotherapie-4P. https://www.psychotherapie-4p.ch/en/cost-of-psychological-and-psychotherapeutic-services.html

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