ADHS Selbsttest: Was sie können und was nicht

Veröffentlicht am: 01. Oktober 2025
Zuletzt ärztlich geprüft am: 06. Oktober 2025

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Porträt von Dr. med. Jens Westphal, Praktischer Arzt FMH und medizinischer Reviewer bei klaro-adhs.ch. Er begleitet Patientinnen und Patienten in der Schweiz bei der Abklärung und Behandlung von ADHS. Das Bild zeigt ihn vor einem klaro-Hintergrund als Teil des ärztlichen Teams für ADHS Schweiz.

Dr. med. Jens Westphal

ADHS-Spezialist und Praktischer Arzt (FMH)
Dr. med. Jens Westphal ist Praktischer Arzt (FMH) mit langjähriger Erfahrung in der hausärztlichen Versorgung und Psychiatrie. Er ist medizinischer Reviewer bei klaro-adhs.ch und prüft alle Inhalte rund um ADHS, Diagnostik und Therapie auf wissenschaftliche Genauigkeit und praktische Umsetzbarkeit in der Schweizer Grundversorgung.

Inhaltsverzeichnis

Immer mehr Erwachsene fragen sich, ob sie von ADHS betroffen sein könnten. Symptome wie innere Unruhe, ständige Reizbarkeit, Konzentrationsprobleme, Zeitmanagement-Schwierigkeiten oder impulsives Verhalten können Hinweise auf eine Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung sein, insbesondere, wenn sie bereits seit der Kindheit bestehen. Medienberichte wie von SRF oder in 20 Minuten haben das Thema ADHS bei Erwachsenen stärker in den Fokus gerückt. Dadurch steigt auch die Zahl derer, die einen ADHS Selbsttest für Erwachsene online durchführen möchten (Estévez et al., 2014).

Doch was taugen solche Tests wirklich? Welche Tools sind seriös, was sagen die Ergebnisse aus, und wie geht es nach einem positiven Selbsttest weiter? Hier findest du Antworten, einschliesslich einer professionellen Einschätzung, was Selbsttests können und was sie nicht leisten (Estévez et al., 2014).

Was ist ein ADH Selbsttest für Erwachsene?

Im Vordergrund liegt ein Fragebogen mit dem Titel „ADHD Self Test“, im Hintergrund sitzt eine Frau nachdenklich auf einem Stuhl.

Ein ADHS-Selbsttest ist ein strukturierter Fragebogen, der online oder auf Papier zur Verfügung steht. Ziel ist es, erste Hinweise darauf zu liefern, ob bestimmte Verhaltensmuster mit dem ADHS-Symptombild übereinstimmen. Häufig basieren die Tests auf etablierten wissenschaftlichen Kriterien wie dem WHO ASRS (Adult ADHD Self-Report Scale) oder orientieren sich an DSM-5-Leitlinien (Estévez et al., 2014).

Beispiele typischer Fragestellungen:

  • Fällt es dir schwer, bei Aufgaben am Ball zu bleiben, auch wenn sie dir Spass machen?
  • Wie oft schiebst du Tätigkeiten auf, obwohl du weisst, dass sie dringend sind?
  • Verlierst du häufig Dinge wie Schlüssel, Handy oder Unterlagen?
  • Reagierst du impulsiv, ohne vorher darüber nachzudenken?
  • Hattest du als Kind oder Jugendlicher ähnliche Probleme?

Diese Fragen zielen auf verschiedene Kernbereiche ab: Aufmerksamkeit, Impulsivität, Organisation, Emotionsregulation und Entwicklungsgeschichte (Adamis et al., 2022).

Welche Selbsttests gelten als seriös?

Nicht jeder Online-Test ist wissenschaftlich fundiert. Um eine realistische Einschätzung zu bekommen, solltest du auf folgende Merkmale achten:

  • Wissenschaftliche Herkunft: Tests von Universitäten, Fachkliniken oder der WHO (z. B. ADHS Selbsttest Erwachsene WHO) sind besonders vertrauenswürdig.
  • Transparenz: Gute Tests erklären den Zweck, die Auswertung und machen klar, dass es sich nicht um eine Diagnose handelt.
  • Datenschutz: Deine Angaben sollten anonym und sicher verarbeitet werden.
  • Praxisbezug: Je konkreter die Fragen formuliert sind (z. B. mit Alltagsbeispielen), desto hilfreicher ist der Test.

Zu den bekanntesten Tests gehören neben dem WHO ASRS auch der DIVA-Selbstscreening oder der sogenannte ADHS 20 Plus Test. Letzterer richtet sich speziell an Erwachsene ab dem Alter von 20 Jahren (Adamis et al., 2022).

Die Grenzen von Selbsttests: Was sie nicht können

Eine Therapeutin in einem modernen Praxisraum hält einen Diagnosebogen und hört einer Patientin aufmerksam zu.So hilfreich ein ADHS-Selbsttest sein kann – seine Aussagekraft ist begrenzt. Das liegt unter anderem an:

  • Subjektivität: Der Test basiert auf deiner Selbsteinschätzung, und die kann je nach Tagesform, Stimmung oder Selbstbild stark schwanken.
  • Verwechslungsgefahr: Viele ADHS-Symptome überschneiden sich mit anderen Störungsbildern wie Depression, Angststörungen oder Burnout.
  • Fehlender Kontext: Ein Online-Test kennt weder deine Lebensgeschichte noch dein soziales Umfeld.
  • Keine Diagnose: Selbst bei hoher Übereinstimmung ersetzt der Test keine medizinisch-psychologische Diagnostik.

Trotzdem: Ein hoher Score kann ein sinnvoller Anstoss sein, um eine ADHS Diagnostik für Erwachsene in der Schweiz in die Wege zu leiten.

Was tun bei einem auffälligen Ergebnis?

Wenn du im Selbsttest viele Übereinstimmungen mit ADHS-Symptomen erkennst, ist der nächste Schritt eine fachlich fundierte Abklärung. In der Schweiz gibt es zahlreiche Spezialist:innen und Kliniken, die auf die ADHS-Diagnose bei Erwachsenen spezialisiert sind, zum Beispiel in Zürich, Basel, Bern oder Luzern (Simon et al., 2009).

Eine vollständige Diagnostik umfasst:

  • Anamnese: Detailliertes Gespräch über Kindheit, Schulzeit, Beruf und Alltag
  • Standardisierte Fragebögen: z. B. DIVA 2.0, WURS, ASRS
  • Neuropsychologische Testverfahren (optional)
  • Differentialdiagnostik: Ausschluss anderer Ursachen
  • Fremdanamnese (z. B. mit Eltern, Partner:in)

Hinweis: Auch eine Kombination mit anderen Formen der Neurodivergenz (z. B. Hochsensibilität oder Autismus) kann bei der Einschätzung eine Rolle spielen (Simon et al., 2009).

ADHS-Selbsttests für spezielle Zielgruppen

Nicht jede Person erlebt ADHS gleich (Ostinelli et al., 2025). Deshalb gibt es inzwischen spezialisierte Tests:

  • ADHS Selbsttest Frauen: Auf typische weibliche Symptome wie emotionale Erschöpfung, Vergesslichkeit oder Überanpassung abgestimmt
  • ADHS Selbsttest Jugendliche: Für junge Menschen zwischen 13 und 18 Jahren
  • ADHS Selbsttest ausführlich: Mit mehrstufigen Fragenblöcken und Kontextbeispielen
  • ADHS Test Erwachsene Schweiz: Anpassung an das Gesundheitssystem und kulturelle Gegebenheiten

Diese Varianten bieten differenziertere Ergebnisse und sind besonders hilfreich, wenn du dich im klassischen ADHS-Bild nicht wiederfindest (Ostinelli et al., 2025).

Wie geht es nach der Diagnose weiter?Eine Therapeutin sitzt einem Klienten gegenüber, beide halten einen Fragebogen in der Hand. Die Atmosphäre ist offen und empathisch.

Wenn sich dein Verdacht bestätigt und du eine ADHS-Diagnose erhältst, stehen dir verschiedene Wege offen:

  • Psychoedukation: Verstehen, wie ADHS funktioniert und was es bedeutet
  • Psychotherapie: z. B. kognitive Verhaltenstherapie oder integrative Verfahren
  • Medikation: Nur bei Bedarf, nach ärztlicher Abklärung
  • ADHS-Coaching: Alltag, Beruf, Beziehungen, konkret und lösungsorientiert
  • Selbsthilfegruppen Schweiz: Z. B. in Zürich, Bern oder Basel
  • Apps und digitale Tools: Strukturhilfen für den Alltag

Wichtig: Eine Diagnose ist kein Makel, sondern ein Werkzeug zur besseren Selbststeuerung. Viele Betroffene empfinden sie als grosse Erleichterung (Ostinelli et al., 2025).

Fazit: Der Selbsttest als Startpunkt, nicht Endpunkt

Ein ADHS-Selbsttest kann dir helfen, dich besser zu verstehen, aber er ersetzt keine fundierte Diagnose. Er ist ein Türöffner, ein erster Reflexionsraum, der dich motivieren kann, dir professionelle Hilfe zu holen (Ayano et al., 2023).

In der Schweiz gibt es ein wachsendes Netzwerk an erfahrenen Therapeuten und Diagnostikzentren. Nutze diese Angebote, wenn du dich betroffen fühlst, egal ob du eine Diagnose möchtest oder einfach nur mehr über dich erfahren willst (Ayano et al., 2023).

Tipp: Du hast einen ADHS-Selbsttest gemacht und möchtest wissen, wie es weitergeht? Unsere erfahrenen Psycholog:innen helfen dir bei der Abklärung, empathisch, unkompliziert und online. Jetzt kostenlos anfragen!

Rezensentenblock

Porträt von Dr. Almedina Berisha, Ärztin im Team von klaro-adhs.ch. Sie unterstützt Patientinnen und Patienten bei der Diagnostik und Therapie von ADHS in der Schweiz. Das Bild zeigt sie im weissen Arztkittel mit Stethoskop vor einem klaro-Hintergrund.

Almedina Berisha

Ärztin Innere Medizin
Almedina Berisha ist Ärztin für Innere Medizin in der Schweiz mit besonderem Interesse an psychosomatischen Zusammenhängen und neurobiologischen Faktoren von ADHS. Sie prüft medizinische Inhalte auf klaro-adhs.ch auf wissenschaftliche Genauigkeit, klinische Relevanz und patientenverständliche Darstellung. Ihr Fokus liegt auf einer praxisnahen Vermittlung komplexer Themen der Erwachsenenmedizin und psychischen Gesundheit.

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

  • Die Kosten für einen ADHS-Test in der Schweiz liegen je nach Umfang und Fachstelle meist zwischen CHF 400 und 1’200. In einigen Fällen übernehmen Krankenkassen die Kosten, wenn die Abklärung durch eine anerkannte Psychiaterin, Psychologin oder Klinik erfolgt. Online-Vorabtests sind kostenlos, ersetzen jedoch keine medizinische Diagnose.

Quellenverzeichnis

  1. Estévez, N., Eich-Höchli, D., Dey, M., Gmel, G., Studer, J., & Mohler-Kuo, M. (2014). Prevalence of and associated factors for adult attention deficit hyperactivity disorder in young Swiss men. PLoS ONE, 9(2), e89298. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0089298
  2. Adamis, D., Flynn, C., Wrigley, M., Gavin, B., & McNicholas, F. (2022). ADHD in adults: A systematic review and meta-analysis of prevalence studies in outpatient psychiatric clinics. Journal of Attention Disorders, 26(12). https://doi.org/10.1177/10870547221085503

  3. Simon, V., Czobor, P., Bálint, S., Mészáros, Á., & Bitter, I. (2009). Prevalence and correlates of adult attention-deficit/hyperactivity disorder: meta-analysis. The British Journal of Psychiatry, 194(3), 204–211. https://doi.org/10.1192/bjp.bp.107.048827
  4. Ostinelli, E. G., Schulze, M., Zangani, C., Farhat, L. C., Tomlinson, A., Del Giovane, C., et al. (2025). Comparative efficacy and acceptability of pharmacological, psychological, and neurostimulatory interventions for ADHD in adults: a systematic review and component network meta-analysis. The Lancet Psychiatry, 12(1), 32–43. https://doi.org/10.1016/S2215-0366(24)00338-0
  5. ano, G., Tsegay, L., Gizachew, Y., Necho, M., Yohannes, K., Abraha, M., Demelash, S., Anbesaw, T., & Alati, R. (2023). Prevalence of attention deficit hyperactivity disorder in adults: Umbrella review of evidence generated across the globe. Psychiatry Research, 328, 115449. https://doi.org/10.1016/j.psychres.2023.115449

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