Die Naturheilkunde erfreut sich bei vielen Menschen grosser Beliebtheit, auch bei der Behandlung von ADHS. Besonders Eltern von betroffenen Kindern oder Erwachsene, die auf Medikamente verzichten möchten, suchen nach sanften Alternativen. Doch was ist wirklich dran an pflanzlichen Mitteln, Homöopathie, Schüssler-Salzen oder Bioresonanz? In diesem Artikel werfen wir einen detaillierten Blick auf naturheilkundliche Methoden bei ADHS, ihre wissenschaftliche Basis und was Betroffene in der Schweiz beachten sollten (Hawkey & Negg, 2014).
Was bedeutet Naturheilkunde bei ADHS?
Naturheilkunde umfasst eine Vielzahl von Methoden und Ansätzen, die auf natürlichen Wirkstoffen, energetischer Regulierung oder Lebensstilveränderungen beruhen. Dazu zählen beispielsweise:
- Pflanzenheilkunde (Phytotherapie)
- Homöopathie
- Bachblüten und Schüssler-Salze
- Mikronährstofftherapie (Vitamine, Spurenelemente)
- Bioresonanz und energetische Verfahren
- Ernährungsmedizin und Darmtherapie
Viele dieser Verfahren zielen darauf ab, Körper und Geist zu harmonisieren, Stress abzubauen und die Konzentrationsfähigkeit zu fördern. Gerade bei leichten ADHS-Symptomen oder begleitend zur schulmedizinischen Therapie sind sie beliebt (Hawkey & Negg, 2014).
Wichtig: Naturheilkunde ersetzt keine fundierte ADHS Diagnostik oder evidenzbasierte Behandlung. Sie kann aber eine sinnvolle Ergänzung sein, sofern sie fachkundig angewendet wird (Bloch & Qawasmi, 2011).
Phytotherapie: Heilpflanzen gegen Unruhe und Konzentrationsprobleme
Die Pflanzenheilkunde ist eine der ältesten Therapieformen der Menschheit (Bloch & Qawasmi, 2011). Bei ADHS kommen häufig folgende Heilpflanzen zum Einsatz:
- Baldrian (Valeriana officinalis): wirkt beruhigend und schlaffördernd
- Passionsblume (Passiflora incarnata): hilft gegen Nervosität und innere Unruhe
- Johanniskraut (Hypericum perforatum): kann bei depressiver Verstimmung stimmungsaufhellend wirken
- Ginkgo biloba: wird zur Verbesserung der Gedächtnisleistung und Konzentration eingesetzt
- Rosenwurz (Rhodiola rosea): adaptogene Pflanze, die Stressresistenz erhöhen soll
Studien zeigen, dass einige dieser Pflanzen, insbesondere Baldrian, Ginkgo und Rhodiola, potenziell wirksame Effekte auf die kognitive Leistungsfähigkeit und das emotionale Gleichgewicht haben. Die Kombination verschiedener Pflanzen ist gängig, z. B. in sogenannten „ADHS Adrenal Herbal Support“-Mischungen (Bloch & Qawasmi, 2011).
Achtung: Johanniskraut kann die Wirkung anderer Medikamente beeinflussen, Rücksprache mit einem Arzt ist essenziell!
Mikronährstoffe: Omega-3, Zink, Magnesium & Co.
Immer mehr Studien belegen die Rolle von Mikronährstoffen bei ADHS. Insbesondere folgende Stoffe werden untersucht:
- Omega-3-Fettsäuren (EPA & DHA): wichtig für Hirnstoffwechsel, Konzentration und Stimmung
- Zink: beteiligt an der Neurotransmitter-Regulation
- Magnesium: wirkt entspannend auf Muskeln und Nerven
- Eisen: essenziell für die Energieversorgung des Gehirns
- Vitamin B6, B12 und Folsäure: wichtig für Nervenfunktionen und Stressverarbeitung
In der Schweiz gibt es zahlreiche Anbieter, die sich auf „ADHS naturheilkundliche Behandlung“ mittels Mikronährstoffen spezialisiert haben. Dabei wird oft eine individuelle Labordiagnostik durchgeführt (z. B. Mineralstoffanalyse, Aminosäurenprofil, Darmflora-Test) (Akhondzadeh et al., 2014).
Hinweis: Nahrungsergänzungsmittel sollten nur gezielt nach einem Mangel eingenommen werden, pauschale „Viel hilft viel“-Ansätze sind nicht sinnvoll (Akhondzadeh et al., 2014).
Homöopathie: Wunschdenken oder wirksame Alternative?
Die Homöopathie ist in der Schweiz weit verbreitet, doch ihre Wirksamkeit bei ADHS ist wissenschaftlich umstritten. Befürworter berichten von positiven Erfahrungen, Kritiker weisen auf fehlende Belege über den Placeboeffekt hinaus hin (Rucklidge et al., 2014).
Typische Mittel bei ADHS-Symptomatik:
- Stramonium (bei Wutanfällen, Unruhe)
- Tarentula hispanica (bei Hyperaktivität)
- Verta alb (bei Aggression und innerem Druck)
- Ignatia (bei Stimmungsschwankungen)
In der Praxis wird meist eine individuelle Konstitution ermittelt, das sogenannte „Ähnlichkeitsprinzip“ steht im Mittelpunkt. Einige Therapeut:innen kombinieren die klassische Homöopathie mit naturheilkundlichen Ergänzungen wie Schüssler-Salzen oder Bachblüten (Rucklidge et al., 2014).
Fazit: Die Wirkung ist umstritten, für manche Familien ist Homöopathie aber ein wichtiger Bestandteil ihrer ADHS-Behandlung (Rucklidge et al., 2014).
Weitere Methoden aus der Naturheilkunde
Neben den bekannten Verfahren gibt es auch weniger verbreitete, aber teils hoch spezialisierte Ansätze:
Bioresonanz: Ein energetisches Diagnose- und Therapieverfahren, das auf elektromagnetischen Schwingungen basiert. Wird in der Schweiz z. B. bei „Bioresonanz ADHS Zürich“ angeboten. Studienlage: sehr begrenzt, aber vereinzelt positive Fallberichte (Dutta et al., 2022).
Aromatherapie: Ätherische Öle wie Lavendel, Zitrone oder Vetiver können beruhigend oder konzentrationsfördernd wirken, z. B. über Raumduft oder als Massageöl (Dutta et al., 2022).
Darmtherapie: Die Verbindung von Darm und Hirn („Mikrobiom-Hirn-Achse“) rückt immer stärker in den Fokus. Einige Studien deuten darauf hin, dass ein gesunder Darm das Verhalten positiv beeinflussen kann (Dutta et al., 2022).
Traditionelle Chinesische Medizin (TCM): Kräuter, Akupunktur und Qi Gong werden bei ADHS teils ergänzend eingesetzt, besonders bei emotionaler Dysbalance (Dutta et al., 2022).
Kinesiologie, Osteopathie, Cranio-Sacral-Therapie: Körpertherapeutische Verfahren, die Blockaden lösen und das Nervensystem regulieren sollen. Werden in der Schweiz ebenfalls im Rahmen der „ADHS Naturmedizin“ angeboten (Dutta et al., 2022).
Wissenschaftliche Bewertung: Was sagt die Forschung?
Die Studienlage zur Naturheilkunde bei ADHS ist durchmischt. Während einzelne Mikronährstoffe (z. B. Omega-3, Zink) und bestimmte Pflanzenextrakte (z. B. Ginkgo) gut erforscht sind, fehlt es bei anderen Methoden wie Homöopathie, Schüssler-Salzen oder Bioresonanz an eindeutigen Nachweisen (Frontiers Nutrition, 2025).
Metaanalysen zeigen:
- Omega-3-Fettsäuren können bei einigen ADHS-Symptomen ähnlich wirksam sein wie Medikamente (bei milder Ausprägung)
- Johanniskraut und Baldrian zeigen moderate Effekte auf Unruhe und Schlafstörungen
- Zink- und Eisenmangel sollten ausgeschlossen oder gezielt behandelt werden
Weniger gut belegt:
- Homöopathie, Bioresonanz, Bachblüten
Achtung bei Kombinationspräparaten: Die Einnahme mehrerer Substanzen gleichzeitig kann Wechselwirkungen verursachen, Rücksprache mit Fachpersonen ist wichtig (Frontiers Nutrition, 2025).
ADHS Naturheilkunde in der Schweiz: Angebote & Tipps
In der Schweiz gibt es zahlreiche naturheilkundliche Angebote für ADHS bei Kindern und Erwachsenen. Viele Praxen kombinieren klassische Schulmedizin mit komplementärmedizinischen Verfahren. Wichtig ist dabei eine fundierte und integrative Diagnostik (Natural Product-Derived Treatments, 2016).
Suchbegriffe, die helfen:
- „ADHS Naturheilkunde Erwachsene“
- „Naturheilkunde ADHS Kinder“
- „ADHS naturheilkundlich behandeln“
- „ADHS Adrenal Herbal Support“
Worauf du achten solltest:
- Anerkannte Therapeut:innen (z. B. Naturheilpraktiker:innen mit NVS-Zertifikat)
- Kombination mit schulmedizinischer ADHS-Diagnostik
- Transparente Erklärung von Wirkung & Nebenwirkungen
- Keine Heilsversprechen oder radikale Ablehnung von Medikamenten
Fazit: Naturheilkunde: sinnvolle Ergänzung bei ADHS?
Naturheilkunde bietet bei ADHS eine Vielzahl sanfter, potenziell wirksamer Methoden, von Heilpflanzen über Mikronährstoffe bis hin zu körperorientierten Verfahren. Sie eignet sich vor allem als ergänzender Baustein im Rahmen einer ganzheitlichen Therapie.
Für wen geeignet?
- Personen mit leichter ADHS-Ausprägung
- Familien, die Medikamente vermeiden möchten
- Betroffene mit starker Stressreaktion oder Schlafproblemen
- Erwachsene mit chronischer Erschöpfung oder begleitender Reizüberflutung
Grenzen & Hinweise:
- Keine Alternative zur fundierten Diagnostik und Psychotherapie
- Qualität der Anbieter:innen variiert stark
- Wissenschaftliche Basis ist nicht bei allen Methoden gegeben
Wer offen für naturheilkundliche Impulse ist und gleichzeitig eine strukturierte ADHS Behandlung verfolgt, kann von diesen Ansätzen profitieren. In der Schweiz ist das Angebot breit – von Zürich über Basel bis Bern.