Hausärzt:innen spielen in der Schweiz eine unverzichtbare Rolle bei der Diagnose, Überweisung und langfristigen Begleitung von Menschen mit ADHS (Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung). Sie sind häufig die ersten, die mit Betroffenen in Kontakt kommen, und übernehmen damit eine Schlüsselrolle bei der frühzeitigen Erkennung der Störung. Diese erste Anlaufstelle ist besonders wichtig, da ADHS sowohl bei Kindern als auch Erwachsenen häufig nicht sofort erkannt wird. Hausärzte helfen, die ersten Symptome zu identifizieren, die richtige Diagnose zu stellen und den weiteren Behandlungsweg zu koordinieren. In diesem Artikel werfen wir einen detaillierten Blick auf die wesentlichen Aufgaben und Herausforderungen, die Hausärzte im Umgang mit ADHS haben, und warum ihre frühzeitige Einbindung für die effektive Behandlung entscheidend ist (ADHD in the Family Medicine Setting, 2024).
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Erste Anlaufstelle: Warum Hausärzte so wichtig sind
In der Schweiz sind Hausärzt:innen häufig die ersten medizinischen Fachkräfte, an die sich Betroffene wenden, wenn sie glauben, unter ADHS zu leiden. Häufig kommen die Patienten mit
Beschwerden wie Unaufmerksamkeit, Schwierigkeiten bei der Organisation von Aufgaben oder Impulsivität, ohne sofort an eine ADHS-Diagnose zu denken. Hier ist es von großer Bedeutung, dass Hausärzte die Symptome richtig einordnen und bei Bedarf eine weiterführende Diagnose einleiten (ADHD in the Family Medicine Setting, 2024).
Warum Hausärzt:innen eine Schlüsselrolle spielen:
- Frühe Identifikation von Symptomen: Hausärzte sind in der Lage, auf Basis der ersten Gespräche und medizinischen Anamnese Symptome zu erkennen, die auf ADHS hinweisen können. Sie kennen die Patienten meist gut und können deren Verhalten über längere Zeit beobachten, was wichtig für die Diagnose ist (ADHD in the Family Medicine Setting, 2024).
- Vertrauensvolle Beziehung zu den Patienten: Patienten wenden sich häufig zuerst an ihre Hausärzte, da diese einen regelmäßigen Kontakt und ein hohes Maß an Vertrauen aufgebaut haben. Dies ermöglicht eine offene Kommunikation und fördert eine genaue Einschätzung der Beschwerden (ADHD in the Family Medicine Setting, 2024).
- Frühzeitige Intervention: Je früher ADHS diagnostiziert wird, desto besser können therapeutische Maßnahmen eingeleitet werden. Hausärzt:innen können helfen, rechtzeitig zu handeln und den Weg zu weiteren Diagnoseschritten oder Spezialisten zu ebnen (ADHD in the Family Medicine Setting, 2024).
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Diagnostische Herausforderung: Warum ADHS oft übersehen wird
Trotz ihrer wichtigen Rolle ist die Diagnose von ADHS gerade für Hausärzte eine Herausforderung. ADHS zeigt sich bei jedem Patienten anders, und die Symptome sind bei Erwachsenen oft weniger ausgeprägt oder überlappen mit anderen psychischen Erkrankungen, was eine frühzeitige Diagnose erschwert (Diagnosis & management of ADHD, 2023).
Warum ADHS bei Hausärzt:innen übersehen wird:
- Ähnlichkeit mit anderen Erkrankungen: Die Symptome von ADHS überschneiden sich häufig mit denen von anderen psychischen Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen. Unaufmerksamkeit und Konzentrationsschwierigkeiten können ebenfalls auf diese Krankheiten hinweisen, wodurch ADHS in vielen Fällen zunächst übersehen wird (Diagnosis & management of ADHD, 2023).
- Fehlende Schulung und Erfahrung: Nicht alle Hausärzte haben die spezialisierte Ausbildung oder das tiefe Wissen, das erforderlich ist, um ADHS zu erkennen, insbesondere bei Erwachsenen. Während sie die häufigsten Gesundheitsprobleme behandeln, bleibt ADHS oft unentdeckt, wenn es nicht explizit angesprochen wird (Diagnosis & management of ADHD, 2023).
- Stigmatisierung und Missverständnisse: Manche Hausärzte könnten ADHS als weniger dringlich oder als eine «modekrankheit» abtun. Fehlende Aufklärung über die Störung und falsche Annahmen über ADHS könnten dazu führen, dass die Symptome nicht ernst genommen werden oder die Diagnose verzögert wird (Diagnosis & management of ADHD, 2023).
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Überweisung an Spezialisten: Ein wichtiger Schritt
Wenn Hausärzte den Verdacht auf ADHS haben, müssen sie die richtigen Schritte einleiten, um eine genaue Diagnose zu stellen. Eine frühzeitige Überweisung an spezialisierte
Fachärzte oder Psychotherapeuten ist ein entscheidender Schritt auf dem Weg zur richtigen Diagnose und Therapie (Diagnosis & management of ADHD, 2023).
Die Rolle der Hausärzte bei der Überweisung:
- Verweis an Fachärzte: Wenn die ersten Hinweise auf ADHS vorliegen, ist es wichtig, dass Hausärzt:innen die Patienten zu spezialisierten Psychiatern oder Psychologen weitervermitteln. Diese Fachärzte haben das Wissen und die Erfahrung, um eine präzise Diagnose zu stellen und die entsprechende Therapie zu planen (Diagnosis & management of ADHD, 2023).
- Vermittlung von weiteren Diagnosetests: Hausärzt:innen können die notwendigen diagnostischen Tests einleiten, um die Diagnose von ADHS zu bestätigen oder auszuschließen. Sie sind auch dafür verantwortlich, die richtigen therapeutischen Schritte zu koordinieren (Diagnosis & management of ADHD, 2023).
- Koordination der Behandlung: Während der gesamten Behandlung bleibt der Hausarzt ein zentraler Ansprechpartner. Er überwacht den Verlauf der Behandlung und stellt sicher, dass alle Aspekte des Gesundheitszustands berücksichtigt werden, z. B. durch regelmäßige Nachuntersuchungen oder Anpassungen der Medikation (Diagnosis & management of ADHD, 2023).
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Begleitung während der Behandlung: Langfristige Unterstützung
Hausärzt:innen begleiten ihre Patienten nicht nur während der Diagnosephase, sondern spielen auch eine wesentliche Rolle in der langfristigen Betreuung. ADHS ist eine chronische Erkrankung, die eine kontinuierliche Überwachung und Unterstützung erfordert. Hier sind Hausärzte eine wertvolle Ressource, um Patienten mit ADHS langfristig zu unterstützen (The economic burden, n.d.).
Langfristige Rolle der Hausärzte:
- Medikamentenmanagement: Die Medikation ist für viele Patienten ein wichtiger Bestandteil der ADHS-Behandlung. Hausärzt:innen spielen eine zentrale Rolle bei der Überwachung und Anpassung der Medikamente, einschließlich der Kontrolle von Nebenwirkungen und der regelmäßigen Dosierungsanpassung (The economic burden, n.d.).
- Psychosoziale Unterstützung: Hausärzte bieten nicht nur eine medizinische Behandlung, sondern können auch wichtige psychosoziale Unterstützung leisten. Sie helfen Patienten, mit den Herausforderungen des Alltags umzugehen, wie etwa der Bewältigung von Stress oder der Verbesserung der Zeit- und Aufgabenplanung (The economic burden, n.d.).
- Langfristige Gesundheitsüberwachung: Hausärzte stellen sicher, dass alle Aspekte der Gesundheit überwacht werden, die mit ADHS in Verbindung stehen könnten. Dazu gehören z. B. Schlafprobleme, psychische Begleiterkrankungen oder andere gesundheitliche Beschwerden, die den Alltag der Patienten zusätzlich erschweren könnten (The economic burden, n.d.).
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Fazit: Hausärzt:innen als Schlüsselakteure bei ADHS in der Schweiz
Die Rolle von Hausärzt:innen bei der Betreuung von ADHS-Patienten in der Schweiz ist von großer Bedeutung. Sie sind oft die ersten, die Symptome erkennen und den Weg zu einer Diagnose ebnen. Ihre Unterstützung reicht jedoch weit über die Diagnose hinaus. Hausärzt:innen spielen eine entscheidende Rolle in der Überweisung an Spezialisten, im Management von Medikamenten und in der langfristigen psychosozialen Betreuung (The economic burden, n.d.).
Warum eine gute Zusammenarbeit entscheidend ist:
- Frühzeitige Erkennung: Hausärzte können durch ihre enge Beziehung zu den Patienten schnell auf erste Anzeichen von ADHS reagieren und frühzeitig die richtigen Schritte einleiten.
- Kontinuierliche Begleitung: Hausärzt:innen begleiten ihre Patienten über die gesamte Behandlung hinweg und helfen dabei, die Behandlung optimal zu gestalten.
- Förderung des Verständnisses: Durch eine fundierte Aufklärung können Hausärzte helfen, Missverständnisse und Stigmatisierungen abzubauen und die öffentliche Wahrnehmung von ADHS positiv zu beeinflussen.
Hausärzte sind also unverzichtbare Partner in der Behandlung von ADHS und leisten einen entscheidenden Beitrag zur Verbesserung der Lebensqualität von Betroffenen. Sie sind nicht nur Ärzte, sondern auch Mentoren und Begleiter in einem komplexen Behandlungsprozess, der viel Geduld und Einfühlungsvermögen erfordert.