Burnout erkennen: Symptome im Überblick

Veröffentlicht am: 02. Oktober 2025
Zuletzt ärztlich geprüft am: 08. Oktober 2025

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Porträt von Dr. med. Jens Westphal, Praktischer Arzt FMH und medizinischer Reviewer bei klaro-adhs.ch. Er begleitet Patientinnen und Patienten in der Schweiz bei der Abklärung und Behandlung von ADHS. Das Bild zeigt ihn vor einem klaro-Hintergrund als Teil des ärztlichen Teams für ADHS Schweiz.

Dr. med. Jens Westphal

ADHS-Spezialist und Praktischer Arzt (FMH)
Dr. med. Jens Westphal ist Praktischer Arzt (FMH) mit langjähriger Erfahrung in der hausärztlichen Versorgung und Psychiatrie. Er ist medizinischer Reviewer bei klaro-adhs.ch und prüft alle Inhalte rund um ADHS, Diagnostik und Therapie auf wissenschaftliche Genauigkeit und praktische Umsetzbarkeit in der Schweizer Grundversorgung.

Inhaltsverzeichnis

Burnout ist weit mehr als nur „müde vom Alltag“. Es geht nicht um einen schlechten Tag oder eine anstrengende Woche – sondern um einen Zustand anhaltender, tiefgreifender Erschöpfung, der Körper, Geist und Seele betrifft. Betroffene fühlen sich nicht nur erschöpft, sondern ausgelaugt, überfordert und innerlich leer – als sei die Energiequelle versiegt und kein Auftanken mehr möglich (Schaufeli & Taris, 2014).

Oft beginnt es schleichend: Man schläft schlechter, hat weniger Energie, reagiert gereizter. Was früher leicht von der Hand ging, wird zunehmend zur Belastung. Man verliert die Freude an Dingen, die einst motiviert haben – und stellt sich irgendwann die Frage: „Ist das noch normaler Stress – oder bin ich schon mittendrin im Burnout?“

Diese Frage stellen sich viele Menschen, vor allem in Zeiten hoher Anforderungen, ständiger Erreichbarkeit und zunehmendem Druck – sei es im Beruf, in der Familie oder durch die eigenen Ansprüche. Dabei ist es besonders wichtig, frühzeitig auf Warnsignale zu achten, um den Teufelskreis aus Überlastung, Rückzug und Erschöpfung rechtzeitig zu durchbrechen (Schaufeli & Taris, 2014).

In diesem Artikel zeigen wir dir:

  • Was Burnout wirklich ist – und wie es sich vom normalen Alltagsstress unterscheidet
  • Welche körperlichen und psychischen Symptome häufig auftreten
  • Wie du erste Warnzeichen erkennst, bevor sie chronisch werden
  • Wann du professionelle Hilfe in Anspruch nehmen solltest

Wichtig: Burnout ist keine Schwäche – sondern ein Signal deines Körpers und deiner Psyche, dass es Zeit ist, innezuhalten und etwas zu verändern (Schaufeli & Taris, 2014).

Was genau ist ein Burnout?

Der Begriff „Burnout“ stammt aus dem Englischen und bedeutet wörtlich „ausgebrannt sein“. Gemeint ist damit ein Zustand tiefgreifender Erschöpfung, der sich sowohl auf körperlicher als auchEin abgebranntes Streichholz liegt auf rotem Hintergrund – Symbol für emotionale Erschöpfung. Viele Menschen mit ADHS Schweiz erleben eine erhöhte Anfälligkeit für Burnout durch chronische Überforderung. Dieses Bild steht sinnbildlich für das Gefühl des Ausgebranntseins. auf emotionaler und geistiger Ebene zeigt. Burnout entsteht nicht plötzlich, sondern ist das Ergebnis langanhaltender Überforderung, bei der Belastung und Erholung dauerhaft aus dem Gleichgewicht geraten (Schaufeli & Taris, 2014).

Typische Auslöser:

  • Dauerstress am Arbeitsplatz – etwa durch Überstunden, Leistungsdruck oder ständige Erreichbarkeit
  • Perfektionismus und überhöhte Ansprüche an sich selbst
  • Fehlende Wertschätzung und soziale Unterstützung
  • Unklare Rollen oder Aufgaben, z. B. im Job oder in der Familie
  • Private Dauerbelastung, z. B. durch Alleinerziehung, Pflege von Angehörigen oder chronische Konflikte

Viele Betroffene merken erst spät, dass sie sich in einem Burnout-Prozess befinden. Sie ignorieren frühe Warnzeichen, weil sie funktionieren wollen – oder glauben, „nur eine stressige Phase“ zu durchlaufen. Dabei ist Früherkennung entscheidend, um nicht in eine ernsthafte psychische Erkrankung abzugleiten (Schaufeli & Taris, 2014).

Wichtig zu wissen:

  • Burnout ist (noch) keine offizielle psychiatrische Diagnose, sondern wird im internationalen Klassifikationssystem ICD-11 der WHO als „Syndrom infolge von chronischem Stress am Arbeitsplatz, der nicht erfolgreich verarbeitet wurde“ beschrieben (World Health Organization, 2019).
  • Dennoch kann Burnout ernsthafte Folgen haben – und in eine behandlungsbedürftige Depression, Angststörung oder psychosomatische Erkrankung münden, wenn es nicht erkannt und therapiert wird (World Health Organization, 2019).

Burnout betrifft nicht nur Manager:innen:

Auch wenn das Phänomen lange als „Managerkrankheit“ galt, zeigt die Realität heute ein breiteres Bild. Burnout kann Menschen in allen Lebensbereichen und Berufsgruppen treffen – von Lehrer:innen und Pflegekräften über Studierende bis hin zu Müttern oder pflegenden Angehörigen (World Health Organization, 2019) .

Kurz gesagt: Burnout ist ein Warnsignal – kein persönliches Versagen. Es zeigt, dass zu viel gegeben wurde, ohne ausreichend zurückzubekommen – sei es an Ruhe, Anerkennung oder Mitgefühl. Wer diese Zeichen ernst nimmt, kann frühzeitig gegensteuern und wieder in ein gesundes Gleichgewicht finden (Salvagioni et al., 2017).

Typische Burnout-Symptome: So zeigt sich Erschöpfung

Ein Burnout kündigt sich selten über Nacht an. Die Symptome entwickeln sich schleichend – über Wochen, Monate oder sogar Jahre. Oft beginnt es harmlos mit Müdigkeit oder Schlafproblemen. Doch mit der Zeit werden die Belastungen stärker, die Erholungspausen kürzer – und das Gefühl, „nicht mehr zu können“, immer drängender (Salvagioni et al., 2017).

Die Warnzeichen zeigen sich auf mehreren Ebenen – körperlich, psychisch und sozial. Je früher du sie erkennst, desto besser kannst du gegensteuern (Salvagioni et al., 2017).

Psychische SymptomeEine Person liegt unter einer weißen Decke, bedeckt ihr Gesicht mit einem Kissen und hält eine Brille locker in der Hand. Dieses Bild symbolisiert Rückzug und mentale Überforderung – Themen, die im Zusammenhang mit ADHS Schweiz häufig auftreten.

Diese Symptome betreffen das Denken, Fühlen und Verhalten. Sie sind oft die ersten Hinweise auf eine tiefer liegende Erschöpfung:

  • Ständige Müdigkeit trotz Schlaf und Erholungszeit
  • Innere Leere oder Gefühl von Sinnlosigkeit im Alltag
  • Gedächtnisprobleme – z. B. Namen, Termine oder einfache Abläufe vergessen
  • Konzentrationsschwierigkeiten – selbst einfache Aufgaben überfordern plötzlich
  • Entscheidungsschwierigkeiten – selbst Kleinigkeiten wirken belastend
  • Antriebslosigkeit, Interessenverlust oder das Gefühl, nichts mehr „schaffen“ zu können
  • Reizbarkeit, Ungeduld oder übermäßiger Zynismus im Umgang mit anderen
  • Gefühl permanenter Überforderung – selbst bei Routineaufgaben

Achte auf Veränderungen in deinem Verhalten: Wenn du plötzlich keine Freude mehr an Dingen hast, die dir früher wichtig waren, kann das ein frühes Warnzeichen sein (Salvagioni et al., 2017).

Körperliche Symptome

Stress macht nicht nur müde – er kann sich auch deutlich körperlich bemerkbar machen. Viele Betroffene leiden unter Beschwerden, für die es medizinisch keine klare Ursache gibt:

  • Schlafstörungen – z. B. Ein- oder Durchschlafprobleme, frühmorgendliches Erwachen
  • Verspannungen in Nacken, Rücken oder Kiefermuskulatur
  • Kopfschmerzen oder Spannungsschmerzen ohne erkennbare Auslöser
  • Magen-Darm-Beschwerden – Reizdarm, Völlegefühl, Übelkeit oder Appetitlosigkeit
  • Herzrasen, Engegefühl in der Brust oder Atembeschwerden (ohne körperliche Ursache)
  • Tinnitus, Ohrendruck oder Schwindel
  • Verlust des sexuellen Interesses, Zyklusveränderungen bei Frauen

Viele dieser Symptome ähneln anderen Erkrankungen – ein ärztlicher Check ist daher sinnvoll. Oft wird Burnout erst erkannt, wenn körperliche Ursachen ausgeschlossen wurden (Salvagioni et al., 2017).

Emotionale & soziale Symptome

Burnout betrifft auch das Miteinander – wie wir fühlen, kommunizieren und mit anderen umgehen. Auch hier zeigen sich oft subtile Veränderungen:

  • Sozialer Rückzug – Treffen mit Freunden oder Familie werden vermieden
  • Weniger Mitgefühl – das Interesse an anderen lässt nach
  • Reizbare Reaktionen – kleine Konflikte eskalieren schneller
  • Wertlosigkeitsgefühle – das Gefühl, „nichts mehr richtig zu machen“
  • Zunehmende Gleichgültigkeit gegenüber eigenen Bedürfnissen oder Mitmenschen
  • Gefühl fehlender Anerkennung – sowohl im Beruf als auch im Privatleben
  • Zynismus und Bitterkeit – besonders gegenüber Kolleg:innen oder dem Partner

Tipp: Wenn du dich selbst nicht mehr wiedererkennst oder von anderen häufiger „angesprochen“ wirst – nimm es ernst. Außenstehende merken Veränderungen oft schneller (Salvagioni et al., 2017).

Burnout oder Depression? Die wichtigsten Unterschiede

Burnout und Depression weisen auf den ersten Blick viele Gemeinsamkeiten auf: Beide Zustände gehen mit Erschöpfung, Antriebslosigkeit, Konzentrationsproblemen und emotionaler Niedergeschlagenheit einher. Doch die Ursachen, der Verlauf und die innere Wahrnehmung unterscheiden sich teilweise deutlich. Eine klare Abgrenzung ist wichtig – vor allem für die richtige Therapie (Salvagioni et al., 2017).

Warum werden Burnout und Depression oft verwechselt?

  • Beide entwickeln sich schleichend und können lange unbemerkt bleiben.
  • In beiden Fällen fehlt Betroffenen zunehmend die Kraft, den Alltag zu bewältigen.
  • Auch Schlafstörungen, Appetitverlust oder soziale Rückzüge treten bei beiden häufig auf.
  • Burnout kann sich im Verlauf sogar zu einer echten Depression entwickeln – die Übergänge sind fließend.

Umso wichtiger ist es, genauer hinzuschauen – auf Auslöser, Selbstwahrnehmung und Reaktion auf Entlastung (Salvagioni et al., 2017).

Zentrale Unterschiede im Überblick

Merkmal Burnout

Depression

Auslöser Meist berufsbezogen oder durch Überforderung im Alltag (z. B. Pflege von Angehörigen)

Tritt auch ohne äußeren Auslöser auf, oft multifaktoriell (biologisch, psychologisch, sozial)

Stimmung Schwankend, oft gereizt, zynisch oder innerlich leer

Tief und anhaltend niedergeschlagen, oft begleitet von Hoffnungslosigkeit

Selbstbild „Ich schaffe das nicht mehr.“ / „Ich bin überfordert.“

„Ich bin wertlos.“ / „Ich bin schuld.“

Aktivität Beruflich oft noch „funktionierend“, Rückzug erst in späteren Phasen

Frühzeitiger sozialer Rückzug, Interessenverlust, Antrieb fehlt komplett

Reaktion auf Erholung Kann sich durch Urlaub oder Pausen vorübergehend verbessern

Keine Verbesserung durch Erholung oder positive Erlebnisse

Gedankenkreis Überforderung, Leistung, Anerkennung, Belastung

Schuld, Versagen, Sinnlosigkeit, Selbstabwertung

Körperliche Symptome Häufig stressbedingte Beschwerden: Verspannungen, Tinnitus, Magenprobleme

Auch hier Beschwerden, oft aber intensiver und hartnäckiger (z. B. Appetitverlust, Libidoverlust)

Woran du selbst eine erste Einschätzung vornehmen kannst

Stelle dir selbst folgende Fragen – sie können helfen, ein Gefühl für die Richtung zu bekommen:

  • Habe ich einen konkreten Auslöser für meine Erschöpfung?
    → Spricht eher für Burnout
  • Fühle ich mich trotz Ruhepausen dauerhaft niedergeschlagen?
    → Spricht eher für eine Depression
  • Bin ich gereizt und zynisch – oder traurig und hoffnungslos?
    → Gereiztheit → Burnout / Hoffnungslosigkeit → Depression
  • Habe ich überhaupt noch Freude an irgendetwas?
    → Bei Depression oft: Anhedonie (Verlust aller Freude)

Wichtig: Eine Selbsteinschätzung kann hilfreich sein, ersetzt aber keine fachliche Abklärung. Besonders wenn Suizidgedanken oder eine anhaltende Verschlechterung auftreten, ist professionelle Hilfe unverzichtbar (Salvagioni et al., 2017).

Wann du dir Hilfe holen solltest

  • Deine Stimmung ist seit mehr als 2 Wochen anhaltend negativ.
  • Du schaffst es nicht mehr, den Alltag zu strukturieren.
  • Du ziehst dich sozial stark zurück.
  • Du leidest unter körperlichen Beschwerden, die keine organische Ursache haben.
  • Du hast das Gefühl, emotional „abgeschaltet“ zu sein.
  • Du denkst an Selbstverletzung oder Suizid.

Tipp: Sprich zuerst mit deiner Hausärztin oder deinem Hausarzt – sie können erste Hinweise geben und dich an eine Fachperson überweisen (Salvagioni et al., 2017).

Burnout erkennen: Diese 7 Symptome solltest du ernst nehmen

Ein Blatt Papier mit den Worten „Balance“ und „Burnout“, daneben Kästchen zum Ankreuzen und ein schwarzer Stift. Im Rahmen von ADHS Schweiz ist die Balance zwischen Belastung und Erholung ein zentrales Thema, um Burnout vorzubeugen. Die visuelle Darstellung regt zur Reflexion über den eigenen Zustand an.Burnout entwickelt sich schleichend – viele Betroffene merken erst spät, dass ihre Erschöpfung mehr ist als nur „ein stressiger Monat“. Umso wichtiger ist es, die Warnzeichen frühzeitig zu erkennen. Diese 7 Symptome treten besonders häufig auf – und sollten nicht ignoriert werden (Maslach, Jackson & Leiter, 2001).

  1. Dauerhafte Erschöpfung

Du bist müde – und das nicht nur körperlich, sondern auch geistig und emotional. Selbst nach einem langen Wochenende oder ausreichend Schlaf fühlst du dich nicht erholt. Jede Aktivität, selbst einfache Aufgaben wie Einkaufen oder Kochen, wirkt plötzlich überfordernd (Maslach, Jackson & Leiter, 2001).

Typisch sind:

  • Morgendliches Aufwachen mit dem Gefühl, „als hätte man gar nicht geschlafen“
  • Gähnen und Trägheit bereits am Vormittag
  • Gefühl, sich den ganzen Tag „durchzuschleppen“
  • Kein Energieanstieg – selbst nach Ruhepausen oder Urlaub
  1. Konzentrationsprobleme

Dein Gehirn fühlt sich wie „in Watte“ an. Du verlierst den Faden, brauchst länger zum Lesen, Verstehen oder Planen. Es fällt schwer, bei der Sache zu bleiben – selbst bei Dingen, die früher leicht von der Hand gingen (de Lima Garcia et al., 2019).

Mögliche Anzeichen:

  • Du liest denselben Satz mehrfach, ohne ihn zu erfassen
  • Gespräche gehen an dir vorbei – du „schaltest ab“
  • Vergesslichkeit, auch bei wichtigen Dingen
  • Probleme beim Treffen von Entscheidungen
  1. Rückzug & soziale Isolation

Soziale Kontakte, die früher Kraft gegeben haben, fühlen sich heute anstrengend an. Du hast keine Energie mehr für Treffen, sagst häufiger ab oder meldest dich tagelang nicht. In Gesprächen bist du oft abwesend oder gereizt (de Lima Garcia et al., 2019).

Typische Verhaltensweisen:

  • Du ghostest Freund:innen, obwohl du sie eigentlich gern hast
  • Telefonate werden vermieden
  • Du bleibst lieber allein, auch wenn du dich einsam fühlst
  • Selbst gute Nachrichten anderer nerven oder lassen dich kalt
  1. Reizbarkeit & Stimmungsschwankungen

Deine emotionale Belastbarkeit nimmt ab: Schon Kleinigkeiten bringen dich auf die Palme oder machen dich traurig. Du merkst selbst, dass du zynischer, kälter oder gleichgültiger reagierst – aber du kannst es kaum steuern (de Lima Garcia et al., 2019).

Was du spüren könntest:

  • Innere Anspannung ohne konkreten Anlass
  • Gereiztheit bei Kleinigkeiten – etwa Lärm, Stau oder E-Mails
  • Stimmungsschwankungen innerhalb kurzer Zeit
  • Zynische Gedanken wie „ist doch eh alles sinnlos“
  1. Körperliche Beschwerden ohne erkennbare Ursache

Dein Körper schreit – aber der Arzt findet nichts. Viele Burnout-Betroffene entwickeln unspezifische Symptome, die medizinisch nicht erklärbar sind. Sie sind trotzdem real – und ein Alarmsignal (Khatatbeh et al., 2021).

Häufige Beschwerden:

  • Magen-Darm-Probleme, Übelkeit oder Appetitlosigkeit
  • Kopfschmerzen oder Druck im Kopf
  • Herzrasen, Schwindel, Atemnot
  • Muskelverspannungen, Rückenschmerzen oder Tinnitus

Tipp: Wenn körperliche Symptome immer wiederkehren, aber ohne Befund bleiben – denk auch an deine psychische Belastung.

  1. Verlust von Motivation & Freude

Dinge, die dir früher Spaß gemacht haben, lassen dich heute kalt. Hobbys fühlen sich wie eine zusätzliche Belastung an. Selbst Belohnungen oder Anerkennung lösen keine positiven Gefühle mehr aus (Khatatbeh et al., 2021).

Typische Anzeichen:

  • Hobbys vernachlässigen oder ganz aufgeben
  • Netflix statt Natur, obwohl du früher gern draußen warst
  • Du fühlst dich zu müde für alles, selbst für „schöne Dinge“
  • Kein Stolz oder Freude über Erfolge
  1. Gefühl des Versagens

Obwohl du dich ständig bemühst, bleibt das Gefühl, nicht zu genügen. Du hast den Eindruck, nur noch zu „funktionieren“ – ohne Sinn, ohne Anerkennung. Fehler erscheinen überdimensional. Selbst kleine Rückschläge werfen dich völlig aus der Bahn (Khatatbeh et al., 2021).

Innere Gedanken könnten sein:

  • „Ich bin einfach nicht mehr belastbar.“
  • „Alle anderen schaffen das, nur ich nicht.“
  • „Ich bin eine Enttäuschung – beruflich wie privat.“
  • „Es ist egal, wie sehr ich mich anstrenge – es reicht nie.“

Warum viele Symptome ignoriert werden

Burnout beginnt oft unscheinbar – mit hohem Engagement, Ehrgeiz und dem Wunsch, alles richtig zu machen: im Job, im Privatleben, für die Familie. Gerade Menschen, die sich stark,Ein Mann sitzt gedankenversunken am Frühstückstisch und blickt durch ein Fenster nach draußen. Die Spiegelung wirkt wie ein Schleier zwischen ihm und der Welt. In der ADHS Schweiz ist das Gefühl der inneren Leere oder emotionalen Erschöpfung bei Erwachsenen keine Seltenheit. leistungsfähig und verantwortungsvoll fühlen, neigen dazu, die eigenen Grenzen zu übergehen. Sie „funktionieren“ – auch dann noch, wenn der Akku längst leer ist (Khatatbeh et al., 2021).

Was anfänglich wie gesunder Einsatz wirkt, kann schnell kippen:
Begeisterung wird zu Dauerstress, der Körper fährt in den Überlebensmodus. Doch statt zu bremsen, machen viele einfach weiter – aus Pflichtgefühl, Angst vor Versagen oder einem unrealistischen Bild von Stärke (Khatatbeh et al., 2021).

Typische Gründe, warum erste Warnsignale ignoriert werden:

  • „Ich darf nicht schwach sein.“ – Das Eingeständnis von Überforderung fühlt sich wie ein persönliches Versagen an.
  • „Andere schaffen das doch auch.“ – Der Vergleich mit anderen führt oft zu Selbstzweifeln statt zur Selbstfürsorge.
  • „Ich funktioniere ja noch.“ – Solange man noch „irgendwie durchkommt“, wirkt es nicht schlimm genug für Hilfe.
  • „Ich bin unersetzlich.“ – Das Gefühl, für alle da sein zu müssen, verhindert echte Erholung.
  • „Das wird schon wieder.“ – Die Hoffnung auf Besserung ohne Veränderung hält viele davon ab, rechtzeitig zu handeln.

Tipp: Burnout ist kein Zeichen von Schwäche – sondern oft das Resultat davon, zu lange stark sein zu wollen.

Wann solltest du Hilfe holen?

Du musst nicht erst zusammenbrechen, bevor du dir Unterstützung suchst. Im Gegenteil: Je früher du handelst, desto einfacher ist der Weg zurück zu neuer Energie, innerer Ruhe und Selbstvertrauen (Khatatbeh et al., 2021).

Schon bei ersten Anzeichen wie ständiger Erschöpfung, innerer Leere oder sozialem Rückzug lohnt sich ein Gespräch mit Fachpersonen.

Anlaufstellen können sein:

  • Hausärztin oder Hausarzt – Erste Ansprechperson, auch für Überweisungen
  • Psychotherapeutin oder Psychologe – Für Gesprächstherapie oder weitere Diagnostik
  • Betriebsärztlicher Dienst – Vor allem bei berufsbedingtem Stress oder Krankschreibung
  • Spezialisierte Online-Angebote – wie z. B. klaro-adhs.ch, wenn du schnelle, digitale Hilfe suchst

Wichtig: Du brauchst keine „offizielle Diagnose“, um mit jemandem zu sprechen. Es reicht, dass du dich belastet fühlst.

Merke:
Burnout ist kein persönliches Scheitern, sondern ein Warnsignal deines Körpers und deiner Psyche. Hilfe anzunehmen ist kein Zeichen von Schwäche – sondern von Selbstverantwortung. Je früher du dich ernst nimmst, desto besser kannst du gegensteuern (Khatatbeh et al., 2021).

Fazit: Burnout erkennen ist der erste Schritt zur Heilung

Burnout schleicht sich oft über Wochen oder Monate in dein Leben. Je besser du deine eigenen Warnsignale kennst, desto eher kannst du gegensteuern. Du musst nicht alles allein bewältigen – es gibt viele Wege, wieder zu mehr Energie und innerer Ruhe zu finden.

Rezensentenblock

Porträt von Dr. Almedina Berisha, Ärztin im Team von klaro-adhs.ch. Sie unterstützt Patientinnen und Patienten bei der Diagnostik und Therapie von ADHS in der Schweiz. Das Bild zeigt sie im weissen Arztkittel mit Stethoskop vor einem klaro-Hintergrund.

Almedina Berisha

Ärztin Innere Medizin
Almedina Berisha ist Ärztin für Innere Medizin in der Schweiz mit besonderem Interesse an psychosomatischen Zusammenhängen und neurobiologischen Faktoren von ADHS. Sie prüft medizinische Inhalte auf klaro-adhs.ch auf wissenschaftliche Genauigkeit, klinische Relevanz und patientenverständliche Darstellung. Ihr Fokus liegt auf einer praxisnahen Vermittlung komplexer Themen der Erwachsenenmedizin und psychischen Gesundheit.

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

  • Ein Burnout zeigt sich meist schleichend. Typische Anzeichen sind anhaltende Erschöpfung, Schlafprobleme, Konzentrationsschwierigkeiten, Gereiztheit und der Verlust von Freude oder Motivation. Wenn du dich dauerhaft ausgelaugt fühlst, soziale Kontakte meidest oder selbst kleine Aufgaben überfordernd wirken, solltest du aufmerksam werden. Eine professionelle Abklärung – z. B. durch eine Psychotherapeutin oder einen Psychologen – hilft, Burnout von Depression oder körperlichen Ursachen zu unterscheiden.

Quellenverzeichnis

  1. Schaufeli, W. B., & Taris, T. W. (2014). A meta-analysis of burnout research in the occupational context: What have we learned and what remains to be done? (Review). In J. Shirom (Hrsg.), Work, Well-being, and Performance (Kap. 12). https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC10630726/
  2. World Health Organization. (2019, 28. Mai). Burn-out an “occupational phenomenon” in International Classification of Diseases (ICD-11). https://www.who.int/news/item/28-05-2019-burn-out-an-occupational-phenomenon-international-classification-of-diseases
  3. Salvagioni, D. A. J., Melanda, F. N., Mesas, A. E., Gonzalez, A. D., Gabani, F. L., & Andrade, S. M. (2017). Physical, psychological and occupational consequences of job burnout: A systematic review of prospective studies. PLoS ONE, 12(10), e0185781. https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0185781
  4. Maslach, C., Jackson, S. E., & Leiter, M. P. (2001). Maslach Burnout Inventory Manual (3. Aufl.). Palo Alto, CA: Consulting Psychologists Press.
  5. de Lima Garcia, C., Schaffer, C., Ferreira, B. C., Rotta, I., & Dall’Agnol, C. M. (2019). Influence of Burnout on Patient Safety: Systematic Review. PLoS ONE, 14(4), e0214839. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6780563/
  6. Khatatbeh, H., et al. (2021). Nurses’ burnout and quality of life: A systematic review and meta-analysis. BMC Nursing. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC8994939/

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