ADHS-Therapieformen im Vergleich: Was passt zu mir?

Veröffentlicht am: 01. Oktober 2025
Zuletzt ärztlich geprüft am: 07. Oktober 2025

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Porträt von Dr. med. Jens Westphal, Praktischer Arzt FMH und medizinischer Reviewer bei klaro-adhs.ch. Er begleitet Patientinnen und Patienten in der Schweiz bei der Abklärung und Behandlung von ADHS. Das Bild zeigt ihn vor einem klaro-Hintergrund als Teil des ärztlichen Teams für ADHS Schweiz.

Dr. med. Jens Westphal

ADHS-Spezialist und Praktischer Arzt (FMH)
Dr. med. Jens Westphal ist Praktischer Arzt (FMH) mit langjähriger Erfahrung in der hausärztlichen Versorgung und Psychiatrie. Er ist medizinischer Reviewer bei klaro-adhs.ch und prüft alle Inhalte rund um ADHS, Diagnostik und Therapie auf wissenschaftliche Genauigkeit und praktische Umsetzbarkeit in der Schweizer Grundversorgung.

Inhaltsverzeichnis

Die Diagnose ADHS wirft bei vielen Betroffenen eine zentrale Frage auf: Welche Therapie ist die richtige für mich? Die gute Nachricht: Es gibt verschiedene erprobte Ansätze, um ADHS zu behandeln, individuell anpassbar an deine Lebenssituation, Stärken und Herausforderungen. In diesem Artikel geben wir einen umfassenden Überblick über die wichtigsten ADHS-Therapieformen, vergleichen ihre Wirkmechanismen und zeigen auf, für wen welche Methode besonders geeignet ist. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf Angeboten in der Schweiz, z. B. ADHS-Therapie in Zürich, Winterthur oder Basel (Knouse & Safren, 2010).

  1. Verhaltenstherapie: Struktur schaffen, Alltag meistern

Die kognitive Verhaltenstherapie (KVT oder CBT) zählt zu den am besten erforschten und wirksamsten Therapieformen bei ADHS, sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen. Sie setzt direkt im Alltag an und vermittelt praktische Strategien für wiederkehrende Probleme im Beruf, Studium oder in der Familie (Knouse & Safren, 2010).

Typische Inhalte:

  • Zeitmanagement und Aufgabenplanung
  • Impulskontrolle und Emotionsregulation
  • Selbstwertstärkung und Stressbewältigung
  • Umgang mit Rückschlägen und Selbstkritik

In der Schweiz bieten viele spezialisierte Psycholog:innen in Städten wie Zürich, Winterthur, Aargau oder Basel verhaltenstherapeutische Begleitung an. Auch Online-Angebote werden zunehmend verfügbar. Besonders bei Erwachsenen mit ADHS ist die Verhaltenstherapie ein zentraler Baustein zur Verbesserung der Lebensqualität, insbesondere dann, wenn sie mit Coaching oder Medikamenten kombiniert wird (Knouse & Safren, 2010).

  1. Gruppentherapie: Gemeinsam wachsen, voneinander lernen

ADHS Gruppentherapien ermöglichen einen offenen Austausch mit anderen Betroffenen, ein wichtiger Faktor, der emotionale Entlastung schafft und neue Perspektiven eröffnet. Viele erleben das erste Mal, dass sie mit ihren Herausforderungen nicht allein sind (Faraone & Buitelaar, 2010).

Typische Inhalte:

  • Psychoedukation zu ADHS und Komorbiditäten
  • Übungen zu Aufmerksamkeit, Organisation und Impulssteuerung
  • Austausch zu Beruf, Beziehungen, Familie
  • Strategien zur Selbstregulation und Achtsamkeit

Vorteile:

  • Soziale Unterstützung & Solidarität
  • Geringere Kosten als Einzeltherapie
  • Strukturierter Rahmen für kontinuierliche Entwicklung

In der Schweiz gibt es Gruppentherapieangebote u. a. in Bern, Basel, Zürich und Winterthur, teils auch mit Fokus auf Erwachsene oder spezifische Zielgruppen (z. B. ADHS bei Frauen) (Faraone & Buitelaar, 2010).

  1. ADHS-Coaching: Alltag praktisch gestalten

ADHS Coaching richtet sich vor allem an Erwachsene mit einem gewissen Problembewusstsein, die gezielt an ihren Alltagsherausforderungen arbeiten wollen. Im Gegensatz zur Psychotherapie steht hier die Lösungsorientierung im Vordergrund, mit einem Fokus auf Handhabbarkeit, Selbstmanagement und Zielverfolgung (Cairncross & Miller, 2020).

Typische Coaching-Themen:

  • Routinen aufbauen & Prioritäten setzen
  • Reizflut und Ablenkung besser kontrollieren
  • Berufliche Herausforderungen meistern
  • Motivation und innere Klarheit stärken

Coaching wird in der Schweiz häufig online angeboten, ideal für Menschen, die zeitlich oder geografisch eingeschränkt sind. Gerade in Regionen ohne spezialisierte Therapeut:innen kann ADHS-Coaching eine wertvolle Ergänzung oder Alternative darstellen (Cairncross & Miller, 2020).

  1. Multimodale Therapie: Der kombinierte Ansatz

Multimodale Therapiekonzepte verknüpfen mehrere Therapieformen gezielt miteinander, z. B. Verhaltenstherapie, Medikation, Coaching, Gruppentherapie und ergänzende Maßnahmen wie Achtsamkeit oder Ergotherapie (Cortese et al., 2016).

Geeignet bei:

  • Stärker ausgeprägten Symptomen
  • Komorbiditäten wie Depression oder Angststörungen
  • Belastungen im sozialen oder beruflichen Umfeld

Ein gut abgestimmtes Team aus Fachärzt:innen, Psychotherapeut:innen und Coaches kann gemeinsam die beste Lösung entwickeln. In vielen ADHS-Zentren in der Schweiz wird dieser integrierte Ansatz bereits erfolgreich umgesetzt (Cortese et al., 2016).

  1. Achtsamkeit & Meditation: Innere Ruhe stärken

Immer mehr Menschen entdecken Achtsamkeit und Meditation als ergänzende Therapieform bei ADHS. Besonders MBSR (Mindfulness-Based Stress Reduction) oder MBCT (Mindfulness-Based Cognitive Therapy) haben sich wissenschaftlich als hilfreich erwiesen (Cortese et al., 2016).

Mögliche Effekte:

  • Verbesserte Emotionsregulation
  • Weniger Reizüberflutung
  • Längere Aufmerksamkeitsspanne
  • Gesteigertes Selbstmitgefühl

Achtsamkeit lässt sich gut in den Alltag integrieren, etwa durch Meditations-Apps, geführte Kurse oder Retreats. In Städten wie Zürich, Basel oder Luzern gibt es spezialisierte Angebote, auch kombiniert mit psychologischer Begleitung (Cortese et al., 2016).

  1. Ergotherapie: Praktische Fähigkeiten stärken

Ergotherapie richtet sich auf die Förderung der Alltags- und Handlungskompetenz, ein Ansatz, der besonders bei Kindern etabliert ist, jedoch auch Erwachsenen mit ADHS helfen kann (Stevenson et al., 2014).

Typische Anwendungen:

  • Aufbau von Tagesstruktur & Alltagsroutinen
  • Fein- und Grobmotorik trainieren
  • Konzentration & Selbststeuerung fördern
  • Belastbarkeit im Berufsleben steigern

Viele Ergotherapeut:innen in der Schweiz arbeiten inzwischen mit ADHS-spezifischen Methoden. In Kombination mit Verhaltenstherapie oder Coaching kann Ergotherapie eine sehr praktische Ergänzung sein (Stevenson et al., 2014).

  1. Naturheilkundliche Verfahren & Lebensstilinterventionen

Ergänzend zur klassischen Psychotherapie interessieren sich viele Betroffene auch für alternative Ansätze, um ihre Symptome zu lindern, ohne Medikamente (Stevenson et al., 2014).

Mögliche Bausteine:

  • Bewegung & Sport (z. B. Joggen, Schwimmen, Yoga)
  • Ernährung (z. B. Omega-3, wenig Zucker, keine Zusatzstoffe)
  • Pflanzenheilmittel (z. B. Ginseng, Rhodiola, Brahmi)
  • Schlafhygiene & Tagesstruktur

Diese Ansätze ersetzen keine fundierte Therapie, können aber unterstützend wirken. Besonders Menschen, die ADHS ohne Medikamente behandeln möchten, profitieren von einem bewussten, stabilen Lebensstil (Young & Bramham, 2012).

Entscheidungshilfe: Welche ADHS-Therapie passt zu mir?

Ziel Empfohlene Therapieform(en)
Alltag strukturieren Verhaltenstherapie, Coaching, Ergotherapie
Innere Unruhe reduzieren Achtsamkeit, Meditation, Verhaltenstherapie
Austausch mit anderen Betroffenen Gruppentherapie
Komplexe Symptome ganzheitlich angehen Multimodale Therapie
Natürliche Ansätze ohne Medikation bevorzugen Achtsamkeit, Lebensstilinterventionen, Coaching

Fazit: ADHS-Therapieformen, so individuell wie du

Die Vielfalt der verfügbaren ADHS-Therapieformen eröffnet jedem Betroffenen die Möglichkeit, den eigenen Weg zu finden, sei es über Verhaltenstherapie in Zürich, ADHS-Coaching in Winterthur oder Gruppentherapie in Basel. Oft ist die Kombination aus mehreren Methoden besonders effektiv.

Wenn du unsicher bist, welche Therapieform zu dir passt, nimm Kontakt zu einer spezialisierten Praxis auf. In der Schweiz gibt es zahlreiche Anlaufstellen, die dich individuell beraten können. Wichtig ist: Du bist nicht allein, und ADHS lässt sich gut behandeln.

Rezensentenblock

Porträt von Dr. Almedina Berisha, Ärztin im Team von klaro-adhs.ch. Sie unterstützt Patientinnen und Patienten bei der Diagnostik und Therapie von ADHS in der Schweiz. Das Bild zeigt sie im weissen Arztkittel mit Stethoskop vor einem klaro-Hintergrund.

Almedina Berisha

Ärztin Innere Medizin
Almedina Berisha ist Ärztin für Innere Medizin in der Schweiz mit besonderem Interesse an psychosomatischen Zusammenhängen und neurobiologischen Faktoren von ADHS. Sie prüft medizinische Inhalte auf klaro-adhs.ch auf wissenschaftliche Genauigkeit, klinische Relevanz und patientenverständliche Darstellung. Ihr Fokus liegt auf einer praxisnahen Vermittlung komplexer Themen der Erwachsenenmedizin und psychischen Gesundheit.

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

  • Bei ADHS kommen verschiedene Therapieformen zum Einsatz, die je nach Alter, Symptomausprägung und Lebenssituation individuell kombiniert werden. Zu den wichtigsten gehören: Kognitive Verhaltenstherapie (CBT/KVT): Vermittelt Strategien zur Selbstorganisation, Impulskontrolle und Stressbewältigung. ADHS-Coaching: Unterstützt bei Alltagsstruktur, Beruf und Zielerreichung. Gruppentherapie: Fördert Austausch und soziale Kompetenzen. Achtsamkeit & Meditation: Verbessern Emotionsregulation und Konzentration. Multimodale Therapie: Kombiniert Verhaltenstherapie, Medikamente und Coaching. In der Schweiz sind alle diese Therapieformen verfügbar – oft auch online.

Quellenverzeichnis

  1. Knouse, L. E., & Safren, S. A. (2010).
    Current status of cognitive behavioral therapy for adult attention-deficit hyperactivity disorder. Psychiatric Clinics of North America, 33(3), 497–509.
    https://doi.org/10.1016/j.psc.2010.04.001
  2. Faraone, S. V., & Buitelaar, J. (2010).
    Comparing the efficacy of stimulants for ADHD in children and adolescents using meta-analysis. European Child & Adolescent Psychiatry, 19(4), 353–364.*
    https://doi.org/10.1007/s00787-009-0054-3
  3. Cairncross, M., & Miller, C. J. (2020).
    The effectiveness of mindfulness-based therapies for ADHD: A meta-analytic review. Journal of Attention Disorders, 24(5), 627–639.*
    https://doi.org/10.1177/1087054717703338
  4. Cortese, S., Ferrin, M., Brandeis, D., Holtmann, M., Aggensteiner, P., Daley, D., … Sonuga-Barke, E. J. S. (2016).
    Neurofeedback for attention-deficit/hyperactivity disorder: Meta-analysis of clinical and neuropsychological outcomes from randomized controlled trials. Journal of the American Academy of Child & Adolescent Psychiatry, 55(6), 444–455.*
    https://doi.org/10.1016/j.jaac.2016.03.007
  5. Stevenson, J., Buitelaar, J., Cortese, S., Ferrin, M., Konofal, E., Lecendreux, M., … Sonuga-Barke, E. (2014).
    Research review: The role of diet in the treatment of attention-deficit/hyperactivity disorder—An appraisal of the evidence on efficacy and recommendations on the design of future studies. Journal of Child Psychology and Psychiatry, 55(5), 416–427.*
    https://doi.org/10.1111/jcpp.12215
  6. Young, S., & Bramham, J. (2012).
    Cognitive-behavioural therapy for ADHD in adolescents and adults: A psychological guide to practice (2nd ed.). Wiley-Blackwell.
    https://doi.org/10.1002/9781119960745

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