ADHS & Gaming: Wann es hilft und wann es schadet

Veröffentlicht am: 01. Oktober 2025
Zuletzt ärztlich geprüft am: 08. Oktober 2025

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Porträt von Dr. med. Jens Westphal, Praktischer Arzt FMH und medizinischer Reviewer bei klaro-adhs.ch. Er begleitet Patientinnen und Patienten in der Schweiz bei der Abklärung und Behandlung von ADHS. Das Bild zeigt ihn vor einem klaro-Hintergrund als Teil des ärztlichen Teams für ADHS Schweiz.

Dr. med. Jens Westphal

ADHS-Spezialist und Praktischer Arzt (FMH)
Dr. med. Jens Westphal ist Praktischer Arzt (FMH) mit langjähriger Erfahrung in der hausärztlichen Versorgung und Psychiatrie. Er ist medizinischer Reviewer bei klaro-adhs.ch und prüft alle Inhalte rund um ADHS, Diagnostik und Therapie auf wissenschaftliche Genauigkeit und praktische Umsetzbarkeit in der Schweizer Grundversorgung.

Inhaltsverzeichnis

Menschen mit ADHS greifen oft zu Videospielen – und das ist kein Zufall. Games bieten genau das, was vielen im Alltag fehlt: Struktur, Belohnung und klare Reize. Für viele Betroffene sind sie mehr als ein Hobby – sie helfen beim Abschalten, Fokussieren oder sogar beim Umgang mit innerer Unruhe (André et al., 2022).

Warum Gaming so anziehend wirkt:

  • Klare Ziele: Anders als im oft chaotischen Alltag sind Spielwelten strukturiert – du weisst genau, was zu tun ist.
  • Sofortige Belohnungen: Punkte, Level-ups oder neue Items aktivieren das Dopamin-System – ein Bereich, der bei ADHS oft unterversorgt ist.
  • Wiederholung mit Fortschritt: Wer durch Impulsivität oft Aufgaben abbricht, kann in Games erleben, wie sich Ausdauer lohnt.
  • Starke Reize: Visuelle Effekte, Sounddesign und Interaktion sorgen für konstante Stimulation – perfekt für ein Gehirn, das schnell abschweift.

Viele erleben beim Spielen sogar das seltene Gefühl, wirklich konzentriert bei einer Sache zu bleiben – im sogenannten Hyperfokus. In dieser Phase gelingt es, alles andere auszublenden und völligEine Person mit Kopfhörern sitzt vor einem großen Bildschirm und spielt ein Videospiel – der Fokus liegt auf dem intensiven Eintauchen in die virtuelle Welt. Die Szene verdeutlicht die starke Anziehungskraft von Games. In der Diskussion um ADHS Schweiz spielt exzessives Gaming eine wichtige Rolle – sowohl als Symptom als auch als Bewältigungsstrategie. aufzugehen in der Aufgabe. Für Menschen mit ADHS, die oft unter Reizflut oder innerer Unruhe leiden, kann das unglaublich wohltuend sein.

Doch genau hier beginnt auch das Risiko. Was als Ausgleich beginnt, kann zur Flucht werden – vor Verpflichtungen, Gefühlen oder Überforderung. Die Grenzen zwischen hilfreicher Reizregulation und schädlichem Eskapismus sind oft fliessend (André et al., 2022).

In diesem Artikel erfährst du:

  • Wann und wie Gaming bei ADHS helfen kann
  • Warum gerade Betroffene anfälliger für exzessives Spielen sind
  • Welche Spiele eher nützen – und welche eher schaden
  • Wie du dein Spielverhalten bewusst steuerst, ohne ganz darauf zu verzichten

Warum zieht Gaming Menschen mit ADHS so stark an?

Menschen mit ADHS erleben ihren Alltag oft als anstrengend, chaotisch oder überfordernd. Das Gehirn ist ständig auf der Suche nach neuen Reizen und schnellen Belohnungen – ein Ergebnis des veränderten Dopaminhaushalts. Genau hier setzen viele Videospiele an: Sie bieten eine Umgebung, die perfekt auf die Bedürfnisse eines ADHS-Gehirns abgestimmt ist (André et al., 2022).

  1. Dopamin-Kick auf Knopfdruck

ADHS ist eng mit einer Dysregulation im Belohnungssystem verbunden – insbesondere im Dopaminstoffwechsel. Das führt dazu, dass alltägliche Aufgaben oft als langweilig, mühsam oder wenig motivierend empfunden werden (André et al., 2022).

In Games dagegen…

  • …erfolgen Belohnungen sofort – durch Punkte, virtuelle Belohnungen oder Erfolgssounds.
  • …wird Dopamin ausgeschüttet, ohne dass langes Durchhalten nötig ist.
  • …gibt es stetige Fortschritte, die motivieren: Level-Ups, neue Items oder Story-Entwicklungen.
  1. Stimulation für ein reizhungriges Gehirn

Menschen mit ADHS haben häufig eine erhöhte Reizempfindlichkeit – sie brauchen viel Input, um sich „wach“ oder konzentriert zu fühlen. Genau das liefern viele moderne Games:

  • Visuell: starke Farben, schnelle Bewegungen, komplexe Umgebungen
  • Auditiv: intensive Musik, Soundeffekte bei Aktionen
  • Motorisch: schnelle Reaktion über Maus, Tastatur oder Controller

Diese Reizvielfalt hält das Gehirn aktiv – und verhindert, dass es abschweift (André et al., 2022).

  1. Struktur statt Chaos

Ein junger Mann hält einen leuchtenden Controller und schaut nachdenklich ins Dunkel – das blaue Licht wirft eine fast meditative Stimmung. Es entsteht ein Kontrast zwischen innerer Unruhe und äußerer Stille. Für Betroffene von ADHS Schweiz kann das Zocken sowohl Rückzug als auch Herausforderung bedeuten – je nach Nutzung.ADHS geht oft mit Schwierigkeiten in der Alltagsorganisation einher: Prioritäten setzen, Aufgaben abschliessen, Entscheidungen treffen. Viele Games bieten hier das Gegenteil:

  • Klare Regeln: Was zu tun ist, ist eindeutig – keine Überforderung durch offene Optionen.
  • Konkret definierte Ziele: z. B. „Sammle 10 Münzen“, „Besiege den Boss“, „Löse das Rätsel“.
  • Transparente Belohnungsmechanismen: Fortschritt ist sichtbar und motivierend.

Wer sich im echten Leben oft verzettelt, erlebt im Spiel eine sinnvolle Struktur – ein Gefühl von Kontrolle und Kompetenz (Masi et al., 2021).

  1. Hyperfokus als Flucht und Stärke

Ein Phänomen, das viele ADHS-Betroffene kennen: den Hyperfokus. Dabei bündelt sich die Aufmerksamkeit intensiv auf eine Aufgabe – meist, wenn diese interessant, emotional ansprechend oder neu ist (Masi et al., 2021).

In Games bedeutet das:

  • Völliges Eintauchen in die Spielwelt – Zeit und Umgebung geraten in den Hintergrund.
  • Starke emotionale Bindung an Figuren, Story oder Gameplay.
  • Flucht vor Reizüberflutung des Alltags – die Spielwelt fühlt sich oft kontrollierbarer an als das echte Leben.

Achtung: Dieser Zustand kann sehr erfüllend sein – aber auch dazu führen, dass wichtige Verpflichtungen (Essen, Schlaf, soziale Kontakte) in den Hintergrund rücken (Masi et al., 2021).

Positive Effekte: Wann Gaming bei ADHS hilfreich sein kann

Gaming ist nicht per se schädlich – im Gegenteil. Richtig eingesetzt kann es für Menschen mit ADHS sogar therapeutisches Potenzial entfalten. Viele Studien und persönliche Erfahrungsberichte zeigen, dass gezieltes Spielen kognitive, emotionale und soziale Fähigkeiten fördern kann. Entscheidend ist dabei die Auswahl der Spiele, die Dauer der Nutzung – und der bewusste Umgang damit (Masi et al., 2021).

  1. Konzentration trainieren – mit Strategie und Fokus

ADHS geht oft mit Konzentrationsproblemen einher. Doch gerade strategische oder rätsellastige Spiele können helfen, den Fokus auf eine Aufgabe zu stärken – besonders, wenn das Spiel klar strukturierte Ziele und Feedback bietet (Masi et al., 2021).

Geeignete Spieltypen:

  • Strategie- und Taktikspiele wie Civilization, XCOM, Fire Emblem
  • Rätselspiele wie Portal, The Witness, Baba Is You
  • Narrative Rollenspiele mit Entscheidungsfreiheit wie Disco Elysium oder Life is Strange

Vorteile:

  • Förderung von vorausschauendem Denken
  • Training von Problemlösestrategien
  • Übung in zielgerichteter Aufmerksamkeit

Tipp: Manche ADHS-spezifischen Therapie-Apps und Games (wie EndeavorRx) setzen genau hier an – mit gezieltem Training für kognitive Steuerung, Aufmerksamkeit und Arbeitsgedächtnis (Bioulac et al., 2022).

  1. Emotionale Regulation – Runterkommen durch Spielwelten

Viele Menschen mit ADHS erleben starke Stimmungsschwankungen, Reizüberflutung oder Frustration. In solchen Momenten kann ein Spiel eine hilfreiche Möglichkeit sein, zur Ruhe zu kommen – vorausgesetzt, es wird bewusst gewählt (Bioulac et al., 2022).

Spiele mit beruhigender Wirkung:

  • Aufbauspiele wie Stardew Valley, SimCity, Cities: Skylines
  • Social Games wie Animal Crossing: New Horizons
  • Story-Games mit langsamen Abläufen wie Journey oder Spiritfarer

Mögliche Effekte:

  • Reduktion von innerer Anspannung
  • Struktur und Vorhersehbarkeit als psychischer Anker
  • Gefühl von Kontrolle und Selbstwirksamkeit

Wichtig: Nicht jedes Spiel eignet sich zur Regulation – hektische oder frustrierende Games können das Gegenteil bewirken (Bioulac et al., 2022).

  1. Erfolgserlebnisse – Selbstwert stärken durch SpielfortschrittEin stilvoller, türkisfarbener PlayStation-Controller wird vor einem lila beleuchteten Bildschirm gehalten – die Atmosphäre wirkt ästhetisch und immersiv. Gaming als fester Bestandteil der Freizeitgestaltung wird hier idealisiert. Auch bei ADHS Schweiz ist Gaming präsent – sowohl als Hobby als auch als potenzieller Auslöser für Überreizung.

Menschen mit ADHS erleben im Alltag häufig Rückschläge: unerledigte Aufgaben, chaotische Abläufe oder Kritik. In einem Spiel dagegen sind Fortschritt und Belohnung klar definiert – das kann das Selbstwertgefühl gezielt stärken (Bioulac et al., 2022).

Was Games bieten, was der Alltag oft nicht tut:

  • Direktes Feedback („Mission erfüllt“, „Level geschafft“)
  • Erkennbare Fortschritte (z. B. neue Fähigkeiten, freigeschaltete Inhalte)
  • Erfolge durch Übung – statt durch soziale oder schulische Erwartungen

Beispiel:

Wer in der Schule oder im Beruf das Gefühl hat, ständig zu versagen, erlebt beim Zocken endlich: „Ich kann etwas schaffen.“

Viele ADHS-Betroffene berichten:

„Im Spiel bekomme ich für meine Anstrengung sofort eine Belohnung – das fehlt mir im echten Leben.“

  1. Soziale Interaktion & Teamarbeit – gemeinsam statt allein

Multiplayer-Spiele ermöglichen Austausch, Teamarbeit und Kommunikation – oft ohne sozialen Druck, der im echten Leben mit ADHS überfordernd wirken kann (Bioulac et al., 2022).

Positive Effekte von Online-Coop oder MMO-Games:

  • Übung in Koordination, Absprachen und sozialem Verhalten
  • Möglichkeit, soziale Kontakte in einem sicheren Rahmen aufzubauen
  • Aufbau eines Gefühls von Zugehörigkeit – z. B. in Gilden oder Teams

Aber: Spiele mit toxischer Community (z. B. übermäßiges Trash-Talk oder Wettbewerbsdruck) können gegenteilige Effekte haben.

Die Kehrseite: Wann Gaming bei ADHS problematisch wird

Gaming kann bei ADHS hilfreich sein – doch es hat auch Schattenseiten. Gerade für Menschen mit ADHS ist es oft schwierig, Grenzen zu erkennen und einzuhalten. Die Kombination aus Reizsuche, Impulsivität und geringer Selbstregulation führt dazu, dass viele Betroffene besonders anfällig für problematisches Spielverhalten sind(Xu et al., 2024).

Typische Warnsignale für problematisches Gaming bei ADHS:

  • Stunden vergehen unbemerkt. Das Zeitgefühl geht verloren – ein „kurzes Spiel“ wird zur Nachtschicht.
  • Schlaf, Schule oder Arbeit leiden. Betroffene erscheinen übermüdet, unkonzentriert oder fehlen ganz.
  • Soziale Kontakte und Hobbys werden vernachlässigt. Freunde melden sich nicht mehr, andere Interessen verschwinden.
  • Frustration außerhalb des Spiels nimmt zu. Alltagssituationen lösen Reizbarkeit oder Rückzug aus.
  • Gedanken kreisen ständig ums Gaming. Selbst beim Essen oder Duschen denkt man an das nächste Level.
  • Vermeidung unangenehmer Aufgaben. Statt Rechnungen zu öffnen oder Termine einzuhalten, wird weitergespielt.
  • Verharmlosung oder Heimlichkeit. Aussagen wie „Ich hab eh nichts Besseres zu tun“ oder das Verstecken der Spielzeit treten auf.
  • Entzugserscheinungen bei Pause. Gereiztheit, Nervosität oder Niedergeschlagenheit ohne das Spiel.

Was sagt die Forschung?

Studien zeigen: Menschen mit ADHS haben ein deutlich erhöhtes Risiko, eine Gaming Disorder zu entwickeln – eine anerkannte Diagnose der Weltgesundheitsorganisation (WHO, ICD-11)(Xu et al., 2024).

Besonders gefährdet sind Personen mit:

  • hoher Impulsivität: Sie neigen dazu, sofortige Belohnung dem langfristigen Ziel vorzuziehen.
  • emotionaler Dysregulation: Das Spiel wird zur Flucht vor unangenehmen Gefühlen.
  • Hyperfokus-Tendenz: Wenn das Spiel «zündet», kann alles andere komplett ausgeblendet werden – auch Bedürfnisse wie Hunger oder soziale Interaktion.

Wichtig: Eine Spielsucht ist nicht einfach „viel Zocken“ – sondern ein Kontrollverlust mit negativen Auswirkungen auf mehrere Lebensbereiche(Xu et al., 2024).

Warum gerade ADHS-Betroffene gefährdet sind

Menschen mit ADHS sind besonders empfänglich für die schnellen Belohnungskreisläufe in vielen Spielen:

  • Kurze Ziele, schnelle Dopaminausschüttung
  • Ständige Reize für Aufmerksamkeit
  • Wenig Leerlauf – genau das Gegenteil von Alltagssituationen
  • Vorhersehbarkeit und Struktur, die im echten Leben oft fehlen

All das macht Gaming zur perfekten Umgebung – aber auch zur perfekten Falle(Xu et al., 2024).

Wenn Gaming zum Ersatz für Selbstwert, Struktur & Verbindung wirdEin kreatives Mosaikbild mit dem Schriftzug „GAME OVER“ aus Bügelperlen steht auf einem Schreibtisch, daneben liegt ein Gameboy-inspiriertes Case. Das Bild wirkt verspielt, aber auch symbolisch für digitale Überforderung. Gerade bei ADHS Schweiz ist der bewusste Umgang mit Bildschirmzeit und digitalen Reizen ein zentrales Thema.

Problematisch wird es vor allem dann, wenn das Spiel…

  • als einziger Ort für Erfolgserlebnisse dient,
  • die soziale Interaktion vollständig ersetzt,
  • zum Mittel gegen Stress, Frust oder Einsamkeit wird,
  • die Selbstkontrolle dauerhaft überfordert.

Was kurzfristig entlastet, kann langfristig belasten: Leistungsabfall, sozialer Rückzug, emotionale Instabilität – all das kann sich durch exzessives Gaming verschärfen(Xu et al., 2024).

Welche Spieltypen sind „gefährlicher“?

Nicht jedes Game hat das gleiche Suchtpotenzial – besonders bei ADHS. Entscheidend ist, wie ein Spiel designt ist, welche Belohnungen es bietet und wie stark es zur Reizüberflutung oder zum Hyperfokus beiträgt (Adherence et al., n.d.).

Besonders riskant bei ADHS:

Diese Spieltypen bergen ein erhöhtes Risiko für exzessives Spielen – vor allem durch dauerhafte Verfügbarkeit, soziale Dynamiken oder belohnungsgetriebene Spielmechaniken:

  • Online-Multiplayer-Games (z. B. Fortnite, League of Legends, Call of Duty):
    • Kein natürliches Spielende – es geht immer weiter.
    • Soziale Verpflichtungen („Ich kann mein Team nicht im Stich lassen“).
    • Schnelle Belohnungsschleifen und hoher Druck zur Leistung.
  • Sportspiele mit Online-Komponenten (z. B. FIFA Ultimate Team):
    • Lootboxen und In-Game-Käufe können impulsive Käufe fördern.
    • Kompetitive Umgebung erzeugt Stress und ständige Motivation zum „Besserwerden“.
  • Mobile Games mit Mikrotransaktionen (z. B. Clash Royale, Candy Crush):
    • Design oft auf Dopamin-Kicks und kurze Reizintervalle ausgelegt.
    • Push-Nachrichten animieren zum ständigen Wiedereinstieg („Deine Energie ist wieder voll!“).
  • Open-World- und Sandbox-Spiele (z. B. ARK: Survival Evolved, Minecraft):
    • Kaum Struktur, keine klaren Ziele → ideal für Hyperfokus.
    • Zeit kann leicht vergessen werden („nur noch schnell das bauen…“).
    • Modding und unendliche Möglichkeiten fördern dauerhafte Beschäftigung.

Weniger riskant – und teils sogar unterstützend:

Diese Spieltypen sind meist strukturierter, weniger überreizend und ermöglichen klare Spielpausen – sie sind dadurch oft besser mit ADHS vereinbar:

  • Rätselspiele und Logik-Games (z. B. Portal, The Witness, Tetris):
    • Klare Aufgabenstellung, fördert fokussiertes Denken ohne Überstimulation.
    • Eher beruhigend als überreizend.
  • Storygetriebene Singleplayer-Spiele (z. B. Firewatch, Life is Strange, The Legend of Zelda):
    • Emotionale Tiefe und strukturierte Handlung – ideal zur Förderung von Achtsamkeit und Selbstreflexion.
    • Klare Spielabschnitte, natürlicher Spielschluss.
  • Indie Games mit kreativem Fokus (z. B. Stardew Valley, Spiritfarer):
    • Spielerische Achtsamkeit statt Hochgeschwindigkeit.
    • Weniger Reizüberflutung, oft entspannendes Gameplay.
  • Games mit integrierten Spielzeitbegrenzer-Mechanismen:
    • Einige Spiele (z. B. Nintendo Switch Sports) fördern bewusst Pausen und geben Feedback zur Spielzeit.

Fazit: Nicht das Spiel ist gefährlich – sondern seine Wirkung

Ein und dasselbe Spiel kann bei der einen Person entspannend und bei der anderen hochgradig süchtig machend wirken – es kommt auf die individuelle Reaktion an. Wer ADHS hat, sollte besonders auf folgende Fragen achten:

  • Gibt mir das Spiel klare Struktur oder verliert es sich in Reizen?
  • Kann ich nach einer Session leicht aufhören – oder bin ich „gefangen“?
  • Spiele ich aus Freude – oder um anderen Dingen zu entkommen?

Tipp: Ein Spiel kann hilfreich sein – wenn du es bewusst auswählst und kontrolliert nutzt. Eine Liste deiner persönlichen „guten“ und „problematischen“ Spieltypen kann helfen, besser damit umzugehen.

Rezensentenblock

Porträt von Dr. Almedina Berisha, Ärztin im Team von klaro-adhs.ch. Sie unterstützt Patientinnen und Patienten bei der Diagnostik und Therapie von ADHS in der Schweiz. Das Bild zeigt sie im weissen Arztkittel mit Stethoskop vor einem klaro-Hintergrund.

Almedina Berisha

Ärztin Innere Medizin
Almedina Berisha ist Ärztin für Innere Medizin in der Schweiz mit besonderem Interesse an psychosomatischen Zusammenhängen und neurobiologischen Faktoren von ADHS. Sie prüft medizinische Inhalte auf klaro-adhs.ch auf wissenschaftliche Genauigkeit, klinische Relevanz und patientenverständliche Darstellung. Ihr Fokus liegt auf einer praxisnahen Vermittlung komplexer Themen der Erwachsenenmedizin und psychischen Gesundheit.

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

  • Videospiele können bei ADHS sowohl positive als auch negative Effekte haben. Richtig eingesetzt fördern sie Fokus, Reaktionsfähigkeit und Problemlösungsstrategien. Besonders strukturierte Spiele mit klaren Zielen und sichtbarem Fortschritt können helfen, Konzentration und Motivation zu stärken. Zu viel oder unkontrolliertes Gaming kann jedoch Impulsivität, Schlafprobleme und Aufschiebeverhalten verstärken.

Quellenverzeichnis

  1. André, F., et al. (2022). ADHD-Gaming Disorder Comorbidity in Children and Adolescents. Frontiers in Psychiatry. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC9600100/
  2. Masi, L., et al. (2021). Video Games in ADHD and Non-ADHD Children: Modalities of Use and Association With ADHD Symptoms. Frontiers in Pediatrics. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7994285/
  3. Bioulac, S., et al. (2022). Serious Video Games: Angels or Demons in Patients With Attention Deficit Hyperactivity Disorder. Frontiers in Psychiatry. https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fpsyt.2022.798480/full
  4. Xu, S., et al. (2024). A mobile device-based game prototype for ADHD: development and validation. Translational Psychiatry. https://www.nature.com/articles/s41398-024-02964-2 
  5. Adherence, frequency, and long-term follow-up of video game-based interventions in ADHD: a review of literature. (n.d.). PMC. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC10636395/

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